Interview: Elsbeth Hobmeier 

Entstehen die weltweit besten Roséweine immer in Meeresnähe?  

Das finde ich eine interessante, aber etwas überraschende Sichtweise. Denn: Was heisst nah? Klar, Rosé wird bevorzugt in Ferienregionen genossen, die am Meer liegen. Und diese Märkte werden natürlich hauptsächlich von lokalen Produzenten bedient. In der Provence, in der Toskana oder auch in Kalifornien. Allerdings wachsen auch dort die Reben ja oft nicht direkt am Meer, sondern eher landeinwärts. Es gibt die verschiedensten Spielarten von Rosé. 

Wie kann man diese Stile am besten zuordnen? 

Beim Rosé ist die Farbe – anders als bei anderen Weintypen – entscheidend für den Stil. Es gibt die besonders hellen; in Frankreich werden sie Vins gris genannt, in Kalifornien heissen sie Blush. Dann gibt es die lachs- oder zwiebelschalenfarbigen; man kennt sie vor allem aus der Provence. Sie haben dank Tannin auch oft etwas mehr Struktur. Und nicht zu vergessen die pinkfarbenen, eher dunklen Rosés.  

Welche Traubensorten eignen sich am besten für Rosé? 

Rosé kann man mit allen roten Traubensorten machen. Da sind eher die Regionen entscheidend als die unterschiedlichen Eigenschaften der Traube. In der Provence etwa wird mit Grenache und Cinsault gearbeitet, in der Schweiz mit Pinot noir und Merlot (Tessin), in Spanien mit Tempranillo, im Bordeaux mit Cabernet Sauvignon, in Kalifornien mit Zinfandel. Anders gesagt: Wenn eine Weinregion Rosé produziert, werden dafür meist die gleichen Traubensorten verwendet wie für den dortigen Rotwein.  

Die Provence gilt als ideales Terroir für den Rosé. Weshalb? 

Ich weiss nicht, ob das Terroir in Südfrankreich besser geeignet ist für Rosé als das an anderen Orten. Das hängt wohl eher mit der grossen Nachfrage zusammen. An der Côte d’Azur wird extrem viel Rosé getrunken; er begleitet auch ideal die provenzalische Küche mit viel Öl und Knoblauch. An einem warmen Sommertag am Meer passt Rosé schlicht und einfach hervorragend – oft besser als ein Rotwein. In Italien dagegen ist er teilweise noch eher rar. 
 
Ändert sich das? 

Italien ist ja sehr innovativ, was Wein angeht. Wenn die Konsumenten Rosé trinken wollen, dann sind viele italienische Produzenten sofort für Investitionen bereit und versuchen sich mit Pink. Ein gutes Beispiel dafür ist der Boom mit Rosé Prosecco.  

Gibt es verschiedene Methoden, Rosé zu produzieren?  

Ja, die gibt es. Standard ist allerdings die Mazeration von roten Trauben. Das heisst, es wird abgebeert und das Beeren-Most-Gemisch bei kalter Temperatur stehen gelassen, bis die gewünschte Farbe erreicht ist. Erst dann wird abgepresst und vergoren. Das dauert je nach Farbgehalt der Trauben, Temperatur und gewünschter Rosé-Schattierung ein paar Minuten bis 48 Stunden. Weniger verbreitet ist die Co-Gärung, bei der ein paar rote Trauben einer Weissweingärung beigemischt werden. Man kann, drittens, auch ein bisschen Rotwein in einen Weisswein assemblieren- das wird teilweise bei Rosé-Champagnern gemacht.  

Kennen Sie die Gründe für den herrschenden Rosé-Boom? 

Sicher die stetig zunehmende Qualität von Rosé dabei zentral. Diese Weine können heute sehr gut sein. Nicht zu unterschätzen ist auch das clevere Marketing von angesagten Labels wie Whispering Angel oder Château Miraval. Entscheidend bleibt aber nicht zuletzt: Die Kunden trinken einfach sehr gerne Rosé.  

Welche Regionen sind bei den Coop-Kunden gefragt? 

Rosé Prosecco ist sehr beliebt. Und Rosé aus der Provence. Auch andere Provenienzen sind gefragt, wenn Inhalt und Packaging ansprechend sind.  

Trinken Sie selbst Rosé? 

Ich trinke gerne Rosé-Champagner, vor allem zum Apéro oder zu asiatischen und orientalischen Gerichten. Da passt er sehr gut dazu.  

 

Foto: Karl-Heinz Hug, Guido Mieth / Getty Images