Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Anita Vozza, iStock, HO
Das gibt eine «Fuer». Im wahrsten Sinn des Wortes, und zwar am Sonntag, dem 24 Juni. Da fährt die Ehrenwerte Trüelerzunft aus Twann mit Ross und Wagen im Klosterhof vor und überbringt die allerersten Flaschen des Chasselas 2017 Kloster Engelberg. Im Gepäck haben sie auch einige Kilo Bielerseefisch. Das gibt ein Fest - für die Klosterbrüder, die Engelberger Bevölkerung und die Zünfter vom Bielersee in Küfferbluse und Zünfterhut.
Engelberg am Bielersee. So heisst auch heute noch das Restaurant und die Schiffsanlegestelle in Wingreis bei Twann, obwohl die Mönche das Rebland im Jahr 1433 verkauft hatten. Die Reue liess nicht lange auf sich warten - die Möglichkeit eines Rückkaufs aber schon: Fast 600 Jahre lang gab es keinen eigenen Klosterwein. Umso mehr freut sich jetzt Abt Christian Meyer, dass er im 2020 das 900-Jahr-Jubiläum des Benediktinerklosters mit eigenem Chasselas und Pinot noir begehen können wird. Drei Hektaren Rebberge gehören jetzt wieder dem Kloster. Bewirtschaftet werden sie von Beat Burkhardt (grosses Bild oben) aus Ligerz. Die Mönche haben einen fähigen Winzer ausgesucht: Burkhardt ist «Berner Winzer des Jahres» und trägt als Erster diesen vom Kanton Bern verliehenen Titel. Sein Chasselas wurde letztes Jahr als bester Berner Wein erkoren und wird jetzt an den offiziellen Staatsanlässen ausgeschenkt, aber auch sein Pinot Gris und der «Bijou» kämpften sich in die vordersten Ränge. Auf den «Bijou des Blancs» ist Beat Burkhardt ganz besonders stolz, weil es diese Kombination wohl nirgends sonst gibt: «Der frische Sauvignon blanc, der runde Pinot blanc und der aromatische Gewürztraminer ergänzen sich ideal», sagt er.
Ideale Begleiter für gutes Essen. Der 37-jährige Beat Burkhardt winzert in achter Generation im historischen Bielerhaus im Dorfkern von Ligerz, die Reben stehen in Schafis, Ligerz und Wingreis/Twann. Seine Weine sind komplex, trocken ausgebaut und überzeugen mit ihren Aromen und ihrer Frische. «Es sind gute Essensbegleiter, darauf lege ich Wert», bestätigt der Winzer, der gerne selber kocht und gerne gut isst. Umso mehr freut er sich, dass einige namhafte Schweizer Restaurants wie etwa Georges Wenger in Le Noirmont seine Weine im Keller haben. Um die Typizität des Terroirs noch besser zu unterstützen und zur Schonung der Natur stellt Burkhardt zurzeit auf Bio um. Kurz gesagt: Die Engelberger Mönche können sich auf ihren Chasselas 2017 freuen. Es ist ein herrlich mineralischer, frischer und komplexer Wein vom Bielersee, der auch in den Obwaldner Klostermauern bestens schmecken wird.
>> Weingut Bielerhaus, Dorfgasse 55, 2514 Ligerz, Tel. 032 315 11 43, www.bielerhaus.ch