Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert
Dieser Wein schmeckt wie Samt. Beim ersten Schluck zeigt er sich weich und anschmiegsam, im Nachhall gefällt er mit Finesse und Eleganz, und plötzlich ist da auch sehr viel Kraft und Energie. Genau so muss ein Barolo sein. Ein Barolo, der auf einem Hügel namens Sori Paradiso gewachsen ist. Ein Hügel, der steil der Sonne entgegenstrebt, so steil, dass man beim Hinaufschauen nichts anderes mehr ausser Reben sieht. Es ist die Welt von Daniele Lanzavecchia und seiner Tochter Paola. Schon sein Vater Piero erkannte das Potenzial dieser Rebhänge in Serralunga d’Alba. Doch als dann Daniele die Familiendomäne übernahm, da hatte er seine eigenen Ideen. «Der Nebbiolo verdient das allerbeste Terroir», war er überzeugt. Er wollte auf Sori Paradiso, Bricco Magno, auf Lazzarito und Temprà – also auf seinen berühmten Lagen – nur noch Nebbiolo sehen und pflanzte alles um. Daraus keltert er verschiedene Qualitäten von Barolo. «Eine so schwierige Sorte», seufzt er, «aber wenn alles stimmt, ergibt sie die tollsten Weine!»
«Cappallotto» für den Schweizer Markt. Daniele schaut sehr genau, dass alles stimmt. Den Barolo lässt er mindestens 20 Monate in 25 oder 50 Hektoliter grossen Fässern aus slowenischer Eiche reifen und gönnt ihm dann nochmals viel Zeit, bevor er abgefüllt wird. Sei es unter dem Label Cappallotto (so heisst das alte Jagdhaus mit dem über 300-jährigen Gewölbekeller), sei es unter Villadoria, dem Label, den sein Vater schuf. Die Trennlinie ist klar: Villadoria-Weine werden in Italien getrunken, Cappallotto-Weine gehen ins Ausland. Nach Japan, in die USA – und sehr viele in die Schweiz. Seit 15 Jahren arbeitet Daniele Lanzavecchia mit Coop zusammen. «Die Schweizer schätzen guten Wein. Ich freue mich sehr, dass sie die Cappallotto-Weine derart lieben», sagt er. Zurzeit sind drei davon zu finden: ein Barbera d’Alba DOC Superiore, ein Barolo DOCG und der Top-Wein Barolo DOCG Sori Paradiso – zu einem sehr wohltuenden Verhältnis von Preis und Qualität.
Fünf Boutique-Weine von Tochter Paola. Sie habe es sich lange überlegt, ob sie ihr Leben wirklich dem Wein widmen wolle, erzählt die junge Frau. Doch die Wurzeln waren stark, sie zogen sie nach der Ausbildung mit Macht zurück nach Serralunga d’Alba. Auch Paola liebt den Nebbiolo. Und trotzdem macht sie Versuche mit Merlot und mit anderen Klonen. «Das Klima ändert sich, wir müssen uns anpassen», erklärt sie. «Ich will unsere Tradition bewahren und sie möglichst gut in die Zukunft führen.» Mit einem gewissen Mass an Starrsinn pflegt sie in einer Ecke des Kellers ihre eigene Linie: fünf Boutique-Weine, darunter den weissen Parole und den roten Calice. Genauso starrsinnig wie einst ihr Vater das Gut des Grossvaters umorganisierte. Daniele Lanzavecchia lässt sie machen und versteckt seinen Stolz auf die Tochter so gut er kann. «Projekte sind wichtig für die Zukunft unseres Unternehmens», sagt er. Ein grosses Projekt haben Vater und Tochter gemeinsam angestossen: Ein neuer Keller ist am Entstehen, mit Verkaufsshop und Degustationsraum. «Im September nächsten Jahres soll er bezugsbereit sein» – ein Versprechen für die Zukunft.