Text: Kathia Baltisberger Fotos: Nils Hasenau

Nackt am Meer. Wir wissen es: Corona trifft die Gastronomie hart. Manche leiden im Stillen, machen jede neue Verordnung ohne Murren mit. Andere machen ihrem Ärger via Social Media Luft. Zu Letzteren gehört Tim Raue. Er überraschte kürzlich mit einem Instagram-Bild: Raue steht nackt am Strand. Ein schwarzer Balken mit der Aufschrift «censored» verdeckt seinen nackten Hintern. Dazu schreibt er: «Ich bin blank...» Damit meint er weniger sein Adamskostüm, sondern viel mehr seine finanzielle Lage. «Wo bleibt die versprochene Novemberhilfe für die Gastronomie? Es gibt keine Ansprechpartner bezüglich der Bearbeitung, geschweige denn bezüglich der Auszahlung! Ich bin blank, Taschen leer und Schnauze voll», schreibt er weiter dazu. 

Was ist mit dem Nachwuchs? Wie schlimm steht es wirklich um den Kult-Koch aus Berlin? In einer Talk-Sendung von Marlene Lufen am Mittwoch auf Sat1 präzisiert er seine Lage. Raue hat neun Restaurants, gerade mal in einem kann er aktuell Take-away anbieten. «Ich bin gerade existenzbedroht», sagt er deutlich. Im November seien Zahlungen versprochen worden, gekommen sei noch nichts. «Das sind Fixkosten von über einer halben Million Euro. Hätten wir nicht Take-away gemacht, wären wir schon längst pleite. Man kann uns doch nicht etwas versprechen und dann nicht einhalten!», redet er sich in Rage. In der Talk-Runde, in der es um die Auswirkungen des Lockdowns auf Kinder und Jugendliche geht, möchte er aber auch auf die Situation der Auszubildenden hinweisen: Wenn man jetzt nicht ausbildet, hat man später keinen Nachwuchs in der Gastronomie. Und dabei gebe es ja bereits heute einen Fachkräfte-Mangel.

 

Neid & Kritik. Obwohl sich Tim Raue lautstark äussert, gehört er nicht zu denen, die aufgeben. «Ich bin sehr flexibel. Ich war schon immer ein Überlebender, habe schon immer aus den schlimmsten Situationen das Beste gemacht.» Anfang des Jahres hatte er die Möglichkeit, ein Pop-up auf den Malediven zu machen. Ein Angebot, das er natürlich nicht ausschlug, weil er damit Geld verdienen kann. Allerdings lassen neidische Kommentare dann auch nicht lange auf sich warten. In Deutschland dauert der Gastro-Lockdown bereits seit 14 Wochen an, mit Lockerungen ist wohl frühestens an Ostern zu rechnen.