Text: Kathia Baltisberger Fotos: TVNOW/PA/Frank May

Hühnchenmassaker. Mälzer oder Raue? Das ist hier die Frage. Es war das grosse Staffelfinale von «Kitchen Impossible». Es war das fünfte Duell zwischen Tim Mälzer und seinem Dauerkontrahenten Tim Raue. Beide konnten bislang je zwei Siege verbuchen, jetzt geht es also um die Wurst – oder um das Schnitzel. Aber dazu später mehr. In dieser Sendung ist auch erstmals alles ein bisschen anders: Beide schicken den anderen zu ihrem bislang «grössten Albtraum». Für Tim Raue war das in Valencia, als er eine Paella über dem offenen Feuer zubereiten sollte. Tim Mälzer ging wie gewohnt selbstbewusst an die Sache heran, wollte den Gastgeber mit seinem Können beeindrucken. Doch das ging mächtig in die Hose. Statt das Poulet vom Metzger zerteilen zu lassen, zückte er selbst das Hackbeil – und malträtierte das Fleisch aufs Übelste. Doch danach liefs dem TV-Koch wesentlich besser als seinem Kontrahenten vor sechs Jahren. Mälzer machte nur kleine Fehler, nahm zu viel Olivenöl und verwendete Zitrone – was der Jury natürlich auffällt.  

 

Der Pâtisserie-Horror. Mälzers Albtraum wurde in der Schweiz vor vier Jahren wahr. Er musste zu Pâtissier-Weltmeister Rolf Mürner nach Rüeggisberg. Dort soll nun auch Tim Raue hin. Und der ist genauso ein «Fan» der süssen Abteilung. «Die Pâtisserie ist einfach nicht meins. Aber ich esse total gerne Desserts und liebe zum Beispiel Eis. Mein Problem ist, dass man in der Patisserie nichts aus dem Bauch heraus machen kann», erzählt Raue uns im Interview. Und der Teller hat es in sich: Mehrere Lollis mit Ganache-Frucht-Füllung, eine Schokoladen-Schale mit Himbeer-Joghurt-Sorbet, Himbeerkugeln und noch ein bisschen filigrane Schokoladen-Verzierung. Dann folgte die Überraschung: Raue stellt sich erstaunlich gut an. Er arbeitet – im Gegensatz zu Mälzer – konzentriert und strukturiert, was auch Rolf Mürner verblüfft. «Bei Mälzer haben wir ein halbes Jahr später noch Schokolade an der Decke gefunden», sagte der Schweizer. Nur bei der Schokoladenschale hatte Raue Mühe. Also was tun? Raue nahm einfach eins von Mürners Kochbüchern, die überall rumstanden. Und wurde fündig. Allerdings honoriert die Jury seine Leistung nur mit einer mittelmässigen Note.

Tim Raue (l.) und Rolf M¸rnerDie Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf TVNOW gestattet.

Tim Raue wagt sich bei Rolf Mürner in Rüeggisberg an die Pâtisserie.

Der Schnitzel-King. Zum Schluss gabs nochmals ein absolutes Novum. Mälzer und Raue mussten gleichzeitig beim gleichen Koch das gleiche Gericht zubereiten. Die Location: der «Auwirt» in Kitzbühel. Die Herausforderung: Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat, Preiselbeeren und zum Dessert Kaiserschmarrn und Apfelkompott. Hier wurde mit harten Bandagen gekämpft: Tim Mälzer kaufte im Supermarkt wesentlich mehr als er brauchte – einfach damit Raue nichts mehr kriegt. Dann kochte er die Kartoffeln schon am Vortag. Doch der fiese Trick stellte sich am Ende als Stolperstein heraus. Raue hingegen klaute Mälzer dafür den Liebstöckel vom Arbeitsplatz. Ein bisschen Fairness lag trotzdem noch drin: Als sich Raue beschwerte, dass er schon wieder so ein «Scheiss-Dessert» machen müsse, half Mälzer. «Das Weisse auf dem Kaiserschmarrn ist Puderzucker!» Als Knackpunkt stellte sich ohnehin die Schnitzel-Panade heraus. Schön souffliert sollte sie sein. Ganz so gut wie das Original kriegten es beide nicht hin. 

Tim Mälzer Kitchen Impossible Tim Raue

Tausend Fluchwörter und Beschimpfungen später liegen sich Raue und Mälzer in den Armen.

Sieger & Sieger der Herzen. Wer den Sieg einfährt, das entscheidet die Jury. Die war in dieser letzten Aufgabe nun wirklich etwas daneben. Selbst wenn die Gerichte nicht exakt wie die Originale daherkamen, nur einen mickrigen Punkt zu verteilen, sagt vermutlich mehr über den Punktegeber aus als über das Gericht. Am Ende kann nur einer gewinnen. Nach dem mühseligen Zusammenzählen der Punkte ist klar: Tim Mälzer schlägt Tim Raue im fünften - und sicherlich nicht letzten Duell. Doch Sieger hin oder her: Die beiden wussten einmal mehr, ihr Publikum zu unterhalten. Und nach gefühlt 10'000 Flüchen rührte das «Ich liebe dich» von Tim Mälzer fast schon zu Tränen.