Text: GaultMillau Schweiz Fotos: Rémy Steinegger
Raviolini & Raviolone. Was für eine «Bolo» an den hauchdünnen und trotzdem wunderbar al dente gekochten Tagliolini! «Piccione», sagt Patron Ermanno Crosetti ganz cool, Taubenfleisch, erst kurz vor dem Service zu einer wunderbaren Pastasauce verarbeitet. Pasta muss eh sein in diesem gottverlassenen Dorf in der Leventina. Raviolini gibt es und Raviolone, gefüllt mal mit Fleisch, mal mit Ricotta, mal mit Artischocken. Und alle sind «fatti in casa», wie könnte es auch anders sein bei Signor Ermanno. Der Patron wirtet mit seiner Frau Monica schon über 20 Jahre hier und spielt auch an der Front die Hauptrolle.
Signor Ermannos Notizblock. Es gibt zwar eine hübsche, kleine Speisekarte. Aber viel wichtiger ist, was auf seinem Notizblock steht: die ersten Spargeln («mailänderisch», mit Butter und Parmesan). Erstklassiger Culatello. Meergetier. Wir versuchten eine «Ombrina» (Adlerfisch), kriegten sie mit der vollen mediterranen Ladung: Artischocken, Pomodorini, Kapern, Kartoffeln. Prima!
«Frittura» vom Gitzi. Natürlich gibts im Frühling auch in der «Stazione» Gitzi. Aber der Dorfmetzger (la famiglia Mattioli) schickt nicht nur die Edelstücke ins rosarote, blumengeschmückte Haus, auch Herz, Leber und Nierchen werden verwertet; Chef Ermanno verpackt und versteckt sie im dünnen Teig («Frittura»). «Ein Gericht aus Norditalien», sagt er, «einige lieben es heiss, andere würden es nie bestellen …»
Punkt Nummer 14! Sympathisch: Die Crosettis sind für alle da. Abends bei Kerzenlicht servieren sie für wirklich bescheidene 85 Franken einen tollen Fünfgänger. Mittags ist auch willkommen, wer nur «un veloce pasto», also einen schnellen Pastagang ordert. Die Qualität stimmt stets: im grossen Menü und beim unkomplizierten Lunch. Crosetti ist GaultMillaus «Koch des Monats» im April und kriegt einen Punkt mehr. 14 sind es künftig. Die «Tauben-Bolo» gab wohl den Ausschlag.
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Alla Stazione
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