Text: David Schnapp Fotos: MG RTL D / Morris Mac Matzen, Lucian Hunziker
TV-Duell für Fortgeschrittene! «Kochen ist Kopfsache», sagt Nenad Mlinarevic während er auf der Suche nach einem Backpapier oder einer Silikonmatte ist. Sonntagabend in Hamburg, in der «Bullerei» im Schanzenviertel laufen die Aufnahmen für eine neue Kochsendung. «Knife Fight Club» ist ein bewährtes Format aus den USA, die Aufgabenstellung ist schnell erklärt: Zwei Köche treten vor Live-Publikum gegeneinander an, sie haben eine Stunde Zeit und müssen der Jury mindestens drei Gerichte servieren, in denen drei vorgegebene Zutaten «signifikant» vorkommen.
«Tim & Tim». Die Jury ist übersichtlich, aber prominent besetzt. Am Tresen vor der Küche sitzen Tim Mälzer (Bild ganz oben, links) und Tim Raue, die neuen Stars des deutschsprachigen Koch-TVs. Nenad Mlinarevic ist der einzige Schweizer im Aufgebot von insgesamt zwölf Köchen. Keine 24 Stunden hält er sich in Hamburg auf, aber die Intensität des Aufenthalts ist hoch Sein Gegner ist der 43-jährige Berliner Szene-Gastronom The Duc Ngo, der über ein Dutzend asiatische Restaurants betreibt: Sushi, Ramen, Vietnamesische Pho-Suppen.
Gekochter Schweinskopf. Zuerst muss Nenad lange warten, bis die Aufzeichnung beginnen kann, dann geht es sehr schnell los. Die geheimen Zutaten werden enthüllt: Eierlikör, Auberginen und gepökelter, gekochter Schweinskopf. Bis auf das Gemüse nicht gerade alltägliche Zutaten, und Nenad wird später zugeben, dass der Likör und das Schwein ihn ziemlich gefordert haben. Trotzdem hat er schnell drei Gerichte im Kopf, ruhig und strukturiert legt er los, setzt eine Espuma mit Eierlikör und Mascarpone an, bereitet mit Mehl, Butter, Zucker und Eiern eine Streuselmasse zu, die schnell in den Ofen wandert. Aber eben, wo gibt es Backpapier oder eine Silikonmatte? Wertvolle Minuten gehen auf der Suche in der Vorratskammer verloren, während sein Gegner ein erstes Gericht bald bereit hat: Frittierte Aubergine mit Ponzu.
Die Stars machen Druck. «Tim & Tim», wie die beiden Jurymitglieder gerufen werden, setzen die Kandidaten verbal laufend unter Druck: «Gedenkt ihr, uns irgendwann noch was zu Essen zu servieren?» Nenad macht ungerührt weiter, eine Senfemulsion dreht im Thermomix, auf dem Grill liegen Auberginen und junger Lauch. Sein Gegner säbelt mit einem grossen Messer am Schweinskopf herum, ein Stück von der Backe wird bereitgelegt, die Ohren gehen ins Frittieröl – The Duc wird sie später dort vergessen.
Backe, Senf & Sprouts. Am Ende serviert Nenad noch drei Gerichte, davon ein Dessert, sie sind geschmacklich und optisch überzeugend: Grillierte Schweinebacke mit Senfemulsion und geröstete Flower Sprouts sowie Aubergine und grillierter Frühlingslauch an einer Vinaigrette mit Petersilie, Zitrone und Pinienkerne. Sein Gegner bringt es dagegen auf fünf Gerichte, darunter die seltsame, aber wirkungsvolle Kombination aus Polenta und Eierlikör. Tim Mälzer spricht Nenad auf seine Blockade an, die zu Beginn der 60 Minuten offensichtlich zu sehen gewesen sei. «Die Zutaten haben mich schon etwas geschockt», gibt der Schweizer «Koch des Jahres 2016» zu. Ob es für den Sieg trotzdem gereicht hat, wollen wir hier nicht verraten, nur soviel: Es sei eine knappe Entscheidung gewesen, sagt Juror Tim Raue.
>> «The Knife Fight Club» mit Nenad Mlinarevic vs. The Duc Ngo; Donnerstag, 3. Mai 2018, 22.15 auf Vox.