Knut Schwander I Fotos: Kurt Reichenbach

Das Ende einer Legende! «Pont de Brent», das kleine Restaurant in Brent VD ob Montreux, war über Jahrzehnte hinweg eine grosse Adresse: Gérard Rabaey, der engste Vertraute von Jahrhundert-Koch Frédy Girardet, hat dort eine Erfolgsgeschichte geschrieben: Drei Sterne, 19 Punkte, mehr geht nicht! Hausbesitzer Rabaey hat starke Nachfolger engagiert. Zuerst Stéphane Décotterd (18 Punkte, heute Glion VD), später Antoine Gonnet. Der 35jährige Chef, unterstützt von seiner Partnerin Amandine Pivault, ist ein ausgezeichneter Koch, ist im «GaultMillau 2024» mit 17 Punkten gelistet, Michelin schickte ihm einen Stern.

200 Couverts weniger. Der Start ist den beiden geglückt, aber nachhaltig war der Erfolg nicht. «Wir machen heute pro Monat 200 Couverts weniger als im Vorjahr», sagt Amandine Pivault mit leiser Stimme, «also mussten wir uns verschulden und jetzt sogar das Restaurant schliessen. Wir sind erschöpft. Uns ist klar: Wir haben Fehler gemacht.» Das Interview mit Amandine und Antoine Gonnet.

 

«Pont de Brent» ist ab sofort geschlossen. Warum so schnell?

Der Brief des Richters ist heute Morgen angekommen, also haben wir keine andere Wahl. Es ist sehr schwer, sehr emotional. Aber es war unausweichlich. Wir haben uns alles gut überlegt und die Gesamtsituation analysiert. Es gibt keinen Ausweg mehr.

 

Sie wurden von Ihren Gästen und auch von den Testern sehr gelobt. Was ging schief?

2022 war alles gut. 2023 sah es schon schwieriger aus. Es stellte sich heraus, dass die Zahl der Stammgäste geringer war, als wir erwartet hatten. Wahrscheinlich hatten wir uns zu sehr auf die alte Aura des Restaurants verlassen. Nachdem die anfängliche Neugier abgeklungen war, liessen die Besucherzahlen nach.

 

Stellen Sie eine Veränderung der Konsumgewohnheiten in der Spitzengastronomie fest?

Was sich geändert hat, sind die Kosten. Es gibt immer weniger Selbstständige, die in der Lage sind, ein grosses Restaurant ohne finanzielle Unterstützung zu führen. Dazu kommen noch die Personalprobleme. Trotzdem hatten wir viel Glück: Unsere fünf Köche sind alles gute Jungs. Aber das war nicht genug.

 

Was wird aus Ihnen?

Zum Glück gibt es für uns gute Perspektiven und wohl auch gute Lösungen. Aber es ist noch zu früh, darüber zu sprechen.

 

Rückblickend: Was würden Sie anders machen?

Vielleicht würden wir «Pont de Brent» heute nicht mehr übernehmen. Wir haben viel gelernt. Wir haben das Gefühl, dass wir in wenigen Monaten um zehn Jahre gealtert sind. Aber wir sind daran gewachsen. Vielleicht waren wir zu ehrgeizig. Wir haben auch zu viel in Material und Personal investiert.

 

Wie kommen Sie mit der Situation zurecht?

Wir haben schwierige Zeiten durchgemacht. Es gab Phasen der Wut, der Traurigkeit, der Revolte. Wir sind erschöpft. Und wir haben erhebliche Schulden. Es wird Jahre brauchen, bis wir alles zurückbezahlt haben. Aber wir schauen nach vorne.


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