Text: Urs Heller | Foto: Marcus Gyger

«Die aufregendste Küche im Tal.» Fehlenden Erfolg kann man den beiden nicht vorwerfen: Executive Chef Matthias Schmidberger (r.) und «Cà d’Oro»-Chef Reto Brändli holten bei Michelin zwei Sterne und beim GaultMillau 17 Punkte. Nächstes Jahr wären es 18 gewesen. Testnotizen nach einem fantastischen Dinner im Dezember: «Der junge Schwyzer Reto Brändli sorgt für die wohl aufregendste Küche im Tal. Er kombiniert unglaublich aufwändig, setzt in jedem Gang auf sehr viele Komponenten, stürzt aber erstaunlicherweise nie ab.» Brändli ging auf dem hohen Seil der Haute Cuisine viel Risiko ein, hatte aber mit Schmidberger einen Partner, der ihn unterstützte und ihm Sicherheit gab. Die besten Gerichte der ehrgeizigen «U30»-Brigade: Schwertmuscheln mit Shrimps, Vongole, Lychee, Sepia, Fingerlime und Dashi-Vinaigrette. Hummerscheren in einer gefrorenen Foie-gras-Kugel (!). Kaisergranat mit Entenmuscheln. Steinbutt, von einem zehn Kilo schweren Prachtsexemplar.

Kempinski St. Moritz

Schlechte Nachrichten aus dem Kempinski St. Moritz: Die Chefs Mattias Schmidberger und Reto Brändli ziehen weiter.

Neuer Besitzer, neue Köche. Das «Grand Hotel Des Bains Kempinski» unten in St. Moritz-Bad hat einen neuen (russischen) Besitzer. Die gute Nachricht: Er will kräftig investieren, was – mit Verlaub gesagt – auch dringend nötig ist. Die weniger gute Nachricht aus Feinschmecker-Sicht: Er will ein neues F&B-Konzept mit neuen Chefs in der Küche umsetzen. Ziemlich mutig: Matthias Schmidberger gehört zu den besten Executive Chefs der Szene, hat das «Kempi» zwölf Jahre lang mit sicherer Hand durch alle Stürme und Direktionswechsel geführt. Und Reto Brändli («Kempis next Superstar»), ein Schüler von Andreas Caminada, ist eines der grössten Talente im Land. General Manager Konstantin Zeuke, der die Wechsel professionell und tapfer mitträgt, hat bereits erfolgreich die «Enoteca» zum «Da Adriano» umgekrempelt: mehr Italianità, mehr Zugang für einheimische und externe Gäste. «Les Saison» wird ebenfalls umgebaut. Die «Cà d’Oro» soll ein Fine Dining-Restaurant bleiben. Grösstes Projekt: Aus dem ehemaligen Casino soll ein Club werden; Ibiza lässt grüssen.

Testkochen im «Adlon». Um das Dreamteam Schmidberger/Brändli muss man sich keine Sorgen machen. Schmidberger hat drei Angebote als Executive Chef in der Kempinski-Gruppe auf dem Tisch. Und Brändli fliegt nach Berlin: Testkochen im «Adlon». Das Ikonen-Hotel beim Brandenburger Tor sucht einen Nachfolger für den langjährigen Fine-Dining-Chef Henrik Otto. Letzter Einsatz fürs Dreamteam: Sie unterstützen im Rahmen des St. Moritz Gourmet Festivals Kollegen Stéphane Décotterd (18 Punkte in Glion VD) bei seinem Gastspiel.

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