Text: Urs Heller I Fotos: Thomas Buchwalder
Die Formel für Golfer & Gourmets. Eine Runde Golf auf einem erstklassigen Golfplatz und danach zu einem Starchef ins Restaurant? Darum geht’s bei den «Parcours Gourmands» der freien Golfer (ASGI). Geschäftsführer Pascal Germanier hat den direkten Draht in die besten Küchen des Landes, sorgt dafür, dass sich nach jedem Turnier ein erstklassiger Chef um die Golfer kümmert. Unter besten Bedingungen: Der Chef kocht (meist) in der eigenen Küche, mit voller Brigade. Die Turnierserie gibt es bereits seit 20 Jahren. Klar, ist jeder Event schnell ausverkauft. Teilnehmergebühr: Ab 550 CHF für Dinner, Zwischenverpflegung und Greenfee. Grosses Bild oben: ASGI-Geschäftsführer Pascal Germanier und Franck Giovannini.
Der «Fall Giovannini». Einige Top-Chefs sind auch Top-Golfer: Die Single-Handicapper Andreas Caminada (Fürstenau GR) und Ueli Kellenberger (Bad Ragaz SG). Andere haben es nicht so mit dem kleinen Ball, sind aber gerne für die Golfer da. Superstar Franck Giovannini. Nach den beiden Turnieren in Lausanne geht es zu ihm ins weltberühmte «Hôtel de Ville». Und am 30. Mai gibt’s gar ein «Auswärtsspiel»: Giovannini reist mit seiner kompletten Brigade in die Ostschweiz, kocht im Golfclub Breitenloo! Franck zum Thema Golf: «Ich habe es versucht und schon mal vier Bälle geschlagen. Ich habe alle getroffen. Man sagt mir, das sei ein gutes Zeichen.» Zu mehr reichte es noch nicht: Zuviel Arbeit im zweimal täglich ausverkauften Restaurant. Das Line-Up des «Parcours Gourmands 2022»:
# 1 Franck Giovannini: 4./5./30. Mai, in Lausanne und Breitenloo
Der Trend ist unaufhaltsam. Immer mehr (Spitzen-)Köche reduzieren ihr Angebot auf ein fixes Menü. Das kommt für Franck Giovannini nicht in Frage. Er wahrt die Tradition und den Geist von Crissier, feilt zwar hartnäckig an seinen grossen und grossartigen Menüs. Aber dazu gibt es ein gewaltiges à l carte-Angebot. «Für etwas habe ich 24 Köche», sagt der Patron ganz cool. Vor allem beim Hauptgang steht der Gast fasziniert vor der Qual der Wahl: Enten? Poularden? Rind? Schweinsfuss? Gemeinsamer Nenner: Eine perfekte Zubereitung, geniale Saucen.
# 2 Didier de Courten: 19. Mai, Sierre
Fine Dining bei Didier de Courten? Das war mal. Der beste Walliser Chef hat seinen kulinarischen Kompass neu ausgerichtet, verschreibt sich jetzt ganz dem Thema Brasserie. Die Gäste sind die Nutzniesser: Sie kriegen de Courten-Qualität zum Schnäppchenpreis; das es in seinem «Atelier Gourmand» in Sierre Menüs mit einem unglaublichen Preis-/Leistungsverhältnis gibt, hat sich herumgesprochen. Wie bewertet der GaultMillau sein neues Konzept? Mit 17 Punkten. Eine so hohe Note gab es noch nie für eine Brasserie! Klasse bleibt Klasse.
# 3 Philippe Chevrier: 9. Juni, GC Maison Blanche GE
Der Mann ist Koch und Unternehmer zugleich. Der Koch Chevrier? 19 Punkte in der Domaine de Châteauvieux in Satigny GE. Philippe steht wenn immer möglich selbst am Herd, leistet sich eine starke und gut eingespielte Brigade: Damien Coche ist sein wichtigster Mann. Einer mit Metzger-Qualitäten: Er kauft im Wallis schon mal ein ganzes Lamm ein («nur Weibchen») und zerlegt es buchstäblich von Nose to tail. Highlights auf Châteauvieux: Die wunderschöne Terrasse. Die Weinkarte mit den besten Crus der Genfer Winzer. Chevrier der Unternehmer? Verschiedene Restaurants und Brasserien in Genf, total über 100 GaultMillau-Punkte.
# 4 Benoît Carcenat: 24. Juni, Gstaad-Saanenland
«Benoît II», nennt man ihn in der Branche. Benoît Carcenat hat jahrelang in Crissier an der Seite von Benoît Violier gearbeitet. Jetzt macht er sein eigenes Ding, und zwar ganz ausgezeichnet: Er führt in Rougemont «La Table de Valrose», mit klarer Ansage: «Im Gourmet-Restaurant machen wir Formel-1-Küche, im Café servieren wir die einfachen Gerichte, auch ein Fondue vom Dorfkäser.» Carcenat arbeitet hart an seinen spektakulären grossen 17-Punkte-Menüs und hat erstklassige Profis im Team. Mathieu Quetglas beispielsweise, GaultMillaus «Sommelier des Jahres 2022».
# 5 Bernadette Lisibach: 12. Juli, GC Niederbüren SG
Eine erstaunliche Frau! Bernadette Lisibach führt seit zehn Jahren die «Neue Blumenau» vor den Toren St. Gallens, in guten und in schlechten Zeiten, ohne Sponsor oder Mäzen. Sie setzt, wenn immer möglich auf Produkte aus der Region, empfängt im Sommer in ihrem wunderschönen Garten. Gäste und Tester sind begeistert: «Köchin des Jahres 2015», 17 GaultMillau-Punkte. «Lisi» (so nennt sie sich selbst) hatte gute Lehrmeister: Erst Klosterfrauen vom Luzerner St. Anna-Orden (!), dann den gestrengen Chef und TV-Star Dani Bumann. Nächstes Ziel: Die Besteigung des Matterhorns!
# 6 Jérémy Desbraux: 4./5. August, Les Bois JU
Gelernt ist gelernt! Jérémy Desbraux hat mit Gérard Rabaey, Philippe Rochat, Benoît Violier und Franck Giovannini gearbeitet, ist jetzt erstmals sein eigener Chef: Er führt zusammen mit seiner Partnerin Anaëlle Roze die «Maison Wenger» in Le Noirmont. Kompliment: Georges Wenger, Koch-König im Jura, hat seine Nachfolge perfekt geregelt! Eindrücklich: Jérémys Menüs, die 30 (!) jurassischen Käse auf dem Wagen, die beeindruckende Weinkarte. Ein Diner in der «Maison Wenger» ist ein Erlebnis – von den begeisternden Amuse-bouches bis zu den verführerischen Mignardises.
# 7 Sven Wassmer: 9. August, GC Bad Ragaz
Das «Grand Resort Bad Ragaz» ist Golfer’s Paradise: Ein eigener (Parkland-)Golfplatz. Und jede Menge Spitzenköche im Haus! Sven Wassmer ist einer der Stars. Im durchgestylten Restaurant «Memories» setzt er auf kluge, durchdachte alpine Küche und lässt schnell einmal durchblicken, was er auch ist: Ein Grossmeister der raffinierten Fermentation! Seinen «Signature Dish» kriegt er nie mehr von der Karte: Saibling aus dem Val Lumnezia mit geräuchertem Sennenrahm. Svens wichtigster Partner: Ehefrau Amanda, Head Sommelière im Resort.
# 8 Rolf Fliegauf: 3. Oktober, Losone TI
Eine Brigade, zwei Restaurants: Rolf Fliegauf kocht mit seinem jungen, aber sehr gut ausgebildeten Team im Sommer in Ascona, im Winter in St. Moritz-Champfer. Sein «Ecco» ist an beiden Destinationen das Juwel der Giardino-Resorts. Fliegauf ist Qualitätsfanatiker: Er lässt den Kabeljau von den Färöern einfliegen, verwendet nur handgetauchte Jakobsmuscheln, mag Miéral-Geflügel aus der Bresse. Bereits seine Amuse-bouches sind unglaublich gut, auch wenn sie den Gast manchmal ein wenig fordern: Über die Rande (50 Stunden lang getrocknet) etwa gibt es geraspeltes Rinderherz!
# 9 Les Chefs: 18./19. September: Neuenburg
Auch dieses Gourmet-Wochenende hat Tradition. Sechs Chefs aus der Romandie machen gemeinsame Sache und verwöhnen die Golfer. Diesmal ist Neuenburg der Austragungsort für «Les Chefs». Wegen grosser Nachfrage gleich zweimal. Das Line-up ist imposant. Am Sonntag Franck Giovannini, Didier De Courten, Pierrot Ayer, Claude Frôté, Urs Messerli & Domingo S. Domingo. Am Montag : Mathieu Bruno, Dominique Gauthier, Franck Reynaud, Jérémy Desbraux, Benoît Carcenat und Pierrick Suter.
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>> Fotos: Thomas Buchwalder, Francois Wavre, Adrian Ehrbar, Olivia Pulver