Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Olivia Pulver

Bernadette Lisibach und Guy Parmelin - Preisverleihung Kulinarische Meriten Schweiz 2020 - Hotel Bellevue Bern - Montag, 15.6.2020 - Copyright Olivia Pulver

«Besuchen Sie uns doch mal!» Eine Einladung für Bundesrat Guy Parmelin, von Bernadette Lisibach (Lömmenschwil SG).

Ambassadoren der Schweiz. «In der Schweiz lässt es sich gut leben, gut essen, gut trinken», rief Bundesrat Guy Parmelin in den Saal des Hotels Bellevue in Bern und erntete mit diesem Bekenntnis heftigen Beifall. Denn verliehen wurde zum allerersten Mal die Auszeichnung «Kulinarische Meriten der Schweiz». André Jaeger, der legendäre Chef der einstigen Fischerzunft Schaffhausen, unterstrich die Wichtigkeit dieser Ehrung: «Das ist wie ein Orden des British Empire oder wie das deutsche Bundesverdienstkreuz. Es verleiht unserem Beruf einen neuen Stellenwert». Er präsidierte die Jury, der neben fünf Journalisten so namhafte Kochpersönlichkeiten angehören wie Irma Dütsch, Vreni Giger, Franck Giovannini, Dario Ranza und Othmar Schlegel. «Wir machten es uns nicht einfach, sondern diskutierten lange und engagiert», verriet Jaeger, «schliesslich wollten wir uns nicht an Punkten und Sternen orientieren, sondern junge Berufsleute auszeichnen, welche mit Leidenschaft die kulinarische Flagge der Schweiz hochhalten». Grosses Bild oben: v.l. Ale Mordasini, Bernadette Lisibach, Frédy Girardet Stéphane Décotterd und Mathieu Bruno. 

Cardons épineux aux verjus et aus lentilles de Sauverny - Preisverleihung Kulinarische Meriten Schweiz 2020 - Hotel Bellevue Bern - Montag, 15.6.2020 - Copyright Olivia Pulver

Cardon aux Verjus: Waadtländer Gemüse als Hommage an Meisterkoch Fredy Girardet.

 

Truite saumonée neuchâteloise mi-cuite à l'absinthe du Jura - Preisverleihung Kulinarische Meriten Schweiz 2020 - Hotel Bellevue Bern - Montag, 15.6.2020 - Copyright Olivia Pulver

«Truite saumonée mi-cuite». Forelle aus dem Neuenburgersee, in der Sauce Absinthe aus dem Jura.

Halstuch in Rot-Weiss. Ein Tuch in den Schweizer Farben ist das Symbol der neuen Würde, welche den erkorenen vier Kochprofis um den Hals gelegt wurde. Geehrt wurden vier Chefs, die alle auch beim GaultMillau hoch geratet sind: Bernadette Lisibach von der «Neuen Blumenau» in Lömmenschwil SG (16 Punkte) als «leuchtendes Beispiel für alle Frauen, die an eine Karriere als Köchin denken»; Mathieu Bruno vom «Là-Haut» in Chardonne VD (16 Punkte), der «vor Talent sprüht und eine einzigartige Handschrift offenbart»; Stéphane Décotterd (18 Punkte), der im hochdekorierten «Le Pont de Brent» konsequent auf importierte Produkte verzichtet»; und Ale Mordasini von der «Krone» in Regensberg ZH (15 Punkte) für «seine erfinderische, moderne und persönliche Kochkunst, die nie übertrieben oder banal ist». Nächstes Jahr sollen wiederum vier Talente ausgezeichnet werden, versprach Josef Zisyadis, der Initiant und hartnäckige Förderer dieser neuen «kulinarischen Meriten».  

Franck Giovannini und Fredy Girardet

 

Der Bundesrat ehrt herausragende Köche. Allen voran Frédy Girardet. Links: Franck Giovannni, Nachfolger in Crissier.

Frédy Girardet, Vorbild für eine ganze Generation! Sichtlich gerührt nahm der Doyen aller Schweizer Köche, der 84-jährige Frédy Girardet, seinen Ehrenpreis «Mérite Culinaire d’Honneur» aus den Händen von Bundesrat Parmelin entgegen. «Sie sind ein Vorbild für ganze Generationen von Köchen, ein Ausbildner, der seine Leidenschaft weiterzugeben wusste», betonte Parmelin und richtete ein «Salut vaudois an den Meister der Cardons mit Trüffel». «Wenn einer diese Ehrung verdient, dann er», sagte am Rande der Veranstaltung auch Franck Giovannini, welcher heute (nach Philippe Rochat und Benoît Violier) das einst von Frédy Girardet gegründete «Hôtel de Ville» in Crissier leitet. Zur Erinnerung: Girardet wurde - neben Paul Bocuse und Joël Robuchon - als einziger Schweizer 1989 von GaultMillau als Koch des Jahrhunderts geehrt. Frédy Girardet dankte mit dem ihm eigenen welschen Humor: «Welch glückliche Initiative, um die Kräfte unserer Gastronomie zu ehren - und mich als alten Meister des Herds, der immer noch so gerne Lauch isst.»