Der Empfang ist körnig. Ein Kaviar-Wagen rollt an den Tisch. Oscietra, Imperial und Beluga gibts hier nicht löffelweise. Kempinski-Gäste ordern gleich eine ganze Dose, 50 oder 100 Gramm (ab 175 CHF). Der Champagner dazu ist offeriert. Der Empfang ist auch ohne die Kaviarbüchsen-Show eindrücklich. Chef Matthias Schmidberger zeigt bereits mit seinen Amuse-bouches, dass er zu den Besten gehört im Tal: Ceviche von der Jakobsmuschel, mit Zitronensaft, Olivenöl und Seeigel-Crème in der kleinen Schale. Ein Tütchen mit Tatar und Kaviar. Ein raffinierter Tapioka-Chip mit Algen und Wakame. Carpaccio (Bauchlappen) und Tatar von einem unglaublichen guten spanischen Tuna. Und ein betörendes Wachtelei, pochiert, aufgepeppt mit Kartoffelspuma und weissem Trüffel. Wir löffeln, staunen und wissen: Wir sind im «Cà d’Oro» gut aufgehoben.

 

Kempinski St. Moritz Schmidberger

Gehört zu den Besten im Engadin: Matthias Schmidberger, 17-Punkte Chef im «Cà d'Oro», Kempinski St. Moritz.

Kempinski Ca d'Oro St. Moritz

Beeindruckende Amuse-bouches: Seeigel-Creme, Ceviche von der Jakobsmuschel, Tatar im Tütchen und Wachtelei.

Umami-Onsenei. Start ins Menü: Foie gras mit Aal (!), Sanddorn und einer Verveine-Granité. Dann ein Prachtskerl von einem Langostino, dazu eine «volle Kanne» Hummerbisque. Wir kriegten dann das nächste Ei; nicht ganz korrekt, weil wir eben erst ein Exemplar von der Wachtel verzehrt hatten, aber natürlich wunderbar: Onsen-Technik, erstaunlicherweise nur 40 Minuten lang bei 64 Grad gekocht. Die Brigade hat im Herbst fleissig Pilze eingemacht und öffnet jetzt die Gläser: Die Eierschwämmli-Sauce war sanft wie das Ei; Umami-Gefühle meldeten sich. Natürlich konnten wir dem Alba-Trüffel nicht widerstehen: Wir liessen den Tartufo über Tagliolini raffeln; sie landeten erst auf einem eleganten Parmesan-Schäumchen, dann auf der Pasta.

 

Die Dry aged-Ente. Endspurt. Ein Bestseller aus dem Vorjahr hält sich auf der Karte: Rouget mit Cedri-Zitronen und Bulgur serviert. Ein saftiger Gruss vom Zürcher Vogelhändler Fredy von Escher folgt: «Dry aged duck», Ente also, geduldig abgehangen. Wagyu (aus Kobe) mit Pak Choi. Ein süsses Feuerwerk zum Abschied: Eine kluge Variation von der Erdbeere, Friandises und Schokolade bis zum Abwinken. Sympathisch der Service: Eine junge Brigade aus dem «Excelsior Vittoria» in Sorrento überwintert in St. Moritz. Die Ragazzi (und die junge Serviererin) verstehen sich ausgezeichnet, sorgen im noblen Restaurant unter der Leitung von Maître Raffaele Rispoli für eine angenehm entspannte Stimmung.