Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Marcus Gyger

Zuzwil. Dieterswil. Bangerten. Kein Zweifel, wir sind auf dem Land. Bangerten ist ein Bilderbuchdorf im Bernbiet. Mit Bauernhäusern, einem Schulhaus mit Türmli und Glöggli und als Mittelpunkt dem stattlichen «Löwen». Hier wirtet die Familie Pfäffli. Bereits in fünfter Generation: Im Frühling 2012 hat Julia, die älteste von fünf Töchtern, die Küche übernommen. Sie setzt auf die Produkte des eigenen, von Vater Hans und Schwester Anja bewirtschafteten Bauernbetriebs. Im Frühling Spargeln, im Sommer Kirschen. Tonnenweise Kartoffeln, welche von Hand geschält und zu den berühmten Pommes frites und Rösti verarbeitet werden. Raps- und Sonnenblumenöl sind Eigenprodukte, der «Härdöpfeler» und Gravensteiner aus Vaters Brennkessel auch. Jeden Morgen backt die Mutter das Brot aus eigenem Weizen, im Küchenherd brennt Holz aus dem nahen Wald.

Julia Pfäffli Wirtschaft zum Löwen

Teamwork: Die Kartoffeln für die Rösti stammen von den eigenen Kartoffeln, geerntet von Schwester Anja.

Zurück zu den Wurzeln. Von Fünfsternehotellerie und Spitzengastronomie heim in die Bauernküche. Es war ein weiter Weg, mit Zwischenstationen in renommierten Betrieben wie André Jaegers Fischerzunft in Schaffhausen (19 GaultMillau-Punkte), John Harpers Cigogne in Fribourg, dem luxuriösen Suvretta House in St. Moritz. «In allen diesen Küchen habe ich viel gelernt», schaut Julia Pfäffli zurück, «aber ich spürte immer deutlicher, dass ich eher der bodenständige Typ bin und mir das ‚gfätterle’ mit Lebensmitteln nicht liegt». Heute noch profitiere sie von ihrer Kochlehre bei «Chrüter Oski» in der Moospinte im nahen Münchenbuchsee. «Seine Naturverbundenheit hat mich geprägt, der Umgang mit allem, was in Garten, Feld und Wald wächst, mit Holunderblüten, Waldmeister, Bärlauch.» 

Julia Pfäffli

Bodenständig aber gut: Rösti mit Käse und Spiegelei überbacken.

Hühner, Schweine, Gemüse. Deshalb ist Julia Pfäffli zurückgekehrt ins heimatliche Dorf. Hier will sie ihre Tochter Jaël aufwachsen sehen, hier will sie den Löwen im traditionellen Sinn weiterführen. Der grösste Unterschied zu ihren früheren beruflichen Stationen? «Wenn ich aus dem Küchenfenster schaue, sehe ich die Hühner scharren, die Schweine, den Garten – ich sehe all das, was ich hier verarbeiten darf.  Dem Gemüse kann ich praktisch beim Wachsen zuschauen.» Wichtig sei ihr die Gewissheit, dass keine Pestizide oder andere schädlichen Hilfsmittel eingesetzt werden.

Löwen Bangerten BE

Familientradition im Löwen: Julia führt den Betrieb bereits in fünfter Generation.

Und was isst sie selber am liebsten? «Ich liebe die Beilagen, vor allem Gemüse. Und dazu ein kleines Stückchen Fleisch», sagt Julia Pfäffli. Sie bevorzuge keine bestimmten Produkte, sondern freue sich an der gerade aktuellen Saison. «Jetzt haben wir noch das Wintergemüse. Schon bald kommen die  Spargeln. Und dann, wenn ich sie nach sechs Wochen nicht mehr sehen kann, freue ich mich auf die Kirschen», lacht sie. Und greift beherzt in den Berg von zu schälenden Kartoffeln, die sich vor ihr auf dem Küchentisch türmen.

 

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Wirtschaft zum Löwen
3256 Bangerten bei Dieterswil
Tel. 031 869 02 30
www.loewen-bangerten.ch