Text: Iso Niedermann I Fotos: Kurt Reichenbach

«Hoffentlich ist er jetzt nicht sauer.» Ungefähr so war sein Bumms damals, 1996, in der Champions League für GC gegen Ajax Amsterdam. Hart, präzise, weit, vernichtend. Jetzt hämmert Naticoach Murat Yakin den Ball ähnlich gnadenlos Richtung Ziel. Mit dem Driver diesmal, statt mit dem Fuss. Loch 10, fast 290 Meter weit. Wir sind am ProAm-Golfturnier der VIP’s und Promis am Omega European Masters in Crans, und dem Pro im Flight, dem Südafrikaner Thristan Lawrence, aus bleibt nur das Staunen. Ausgedrived von einem seiner drei Amateure im ASGI-Flight! «Hoffentlich ist er jetzt nicht sauer auf mich», raunt Schlitzohr Muri. Der 47-jährige Basler könnte dem Profigolfer sehr wohl Kopfzerbrechen bereiten: Es ist sein erster Schlag mit einem Golfclub seit über sechs Wochen. «Lange Ferien mit meiner Familie in der Türkei, und nicht ein einziges Mal das Equipment hervorgeholt.» Kurz davor hat sich der Fussballtrainer der Nation noch einen Traum erfüllt: «Ich golfe jetzt seit ziemlich genau 30 Jahren. Und endlich, endlich habe ich ein Single-Handicap erreicht.» 9.9 weist der Longhitter neu aus. «Hoffentlich treffen Ihre Buben in Katar mit dem Fussball genauso gut», ruft ein Fan am Fairwayrand. Und nein, das Bag reist nicht mit an die Winter-WM an den Golf. «Zur Not könnte ich aber dort eins mieten». Muri, der Trainer des Volkes.

Dreier Column  Longhitter! Murat Yakin begeisterte mit seinen langen Abschlägen.

Longhitter! Murat Yakin begeisterte mit seinen langen Abschlägen.
 

Murat Yakin, Andreas Caminada

Birdie-Time! Andreas Caminada und Murat Yakin feiern.

Murat Yakin, Andreas Caminada

Gesucht: Die perfekte Putt-Linie. Murat Yakin & Andreas Caminada.

Caminada: Erst Monopoly, dann das Turnier. Neben Yakin und Pro Lawrence gehen Kultchef Andreas Caminada (Handicap 6,3!) und ASGI-Präsident Franz Szolansky für den Verband der klubfreien Golfenden im Wallis an den Start. Mission: Bestätigung des zweiten Platzes im Vorjahr; damals waren die Skirennfahrer Daniel Yule und Didier Cuche die Stars im Flight. Zwar gelingts nicht ganz. Aber Fun hat das Trio trotzdem reichlich. Lefty Caminada (golft linkshändig) ist es sehr recht, dass Yakin von Anfang an trifft. Er selbst hat leichte Anlaufschwierigkeiten. Eine lange Monopoly-Session mit seiner Familie in Schauenstein hat ihn in der Nacht vor dem Wallis-Trip Schlaf gekostet. Und am Abend vor dem ProAm kann er nicht kompensieren: ASGI-Chef Pascal Germanier lädt zum Dinner ins «Five» im Hotel Guarda Golf. Die Crew der Gastgeber Nati und Giancarlo Felli tischt ein Sharing-Menue mit orientalischem Touch auf. Taboule, Börek, Hummus, Falafel, Pide, Mezze, viel frische Kräuter. «Ich liebe diese würzige Küche», ist 19-Punktechef Caminada begeistert. Auch nach dem Turnier war Fine Dining angesagt, im kleinen Kreis im Hotel «Pas de l’Ours». 18-Punktekoch Franck Reynaud zaubert einen Vielgänger auf den Tisch. Der Chef: «Ich habe an vielen guten Orten gegessen», sagt Reynaud am Schluss des Abends, «aber niemand hat mich so beeindruckt und inspiriert wie Andreas!» Kollegiale Bewunderung statt Hahnenkampf im Gourmetrevier.

Murat Yakin, Andreas Caminada

Omega European Master in Crans-Montana: Andreas Caminada (l.) und Murat Yakin spielen gemeinsam das ProAm.

Murat Yakin verkauft jetzt Boxspring-Betten! Der Nati-Coach hatte schon immer ein gutes Händchen für erfolgreiche Geschäfte. Neuestes Business: Er ist an einem Unternehmen beteiligt, das Boxspring-Betten herstellt und verkauft. Der Clou: Die Betten werden kompakt verpackt und kostensparend verschickt. Der aufgeweckte Trainer im Schlafbusiness weiss, was er da vertreibt: «Ich habe in den Ferien in der Türkei gerade eben ein paar solche Betten kommen lassen, die dort im Land produziert werden. Meine Kollegen und ich haben vorzüglich geschlafen darin.»

Die Omeletten von Mama Ermine. Fast ebenso sehr wie eine ungetrübte Nachtruhe schätzt Muri eine gute Küche: «Ich gehe oft auswärts essen, auch weil meine Frau Anja Vegetarierin ist und es bei uns zu Hause weder Fleisch noch Fisch gibt.» Den kulinarischen Ersatzkick holt er sich immer wieder in Caminadas Igniv in Zürich. «Ich liebe Andreas’ Küche! Und er hat mich auch gelehrt, vegetarische Speisen zu geniessen.» Kocht er zu Hause auch mal selber? «Mama Emine hat mir die Zubereitung von türkischen Omeletts gezeigt. Die mache ich jetzt mehrmals monatlich für meine beiden Töchter und für mich. Gut gewürzt und mit gehacktem Fleisch drin. Sie mögen das sehr.» Selbst ist der nicht-vegetarische Mann.

Menü Caminada statt Raclette. Andreas Caminada greift für die ASGI tags darauf selbst am Herd an. Dort wo üblicherweise Raclette Trumpf ist, zaubert er am ASGI-Stand ein Menu für 16 geladene Gäste auf den Tisch. Kilian, Lubomir und Sebastian aus seiner Schauenstein-Crew unterstützen den Chef bei der Zubereitung von Amuse bouche, Forelle, Miso-Blumenkohl und Lamm. Das schmeckt der Tischrunde mindestens ebenso sehr, wie den Turnierbesuchern die ASGI-Aktionen am European Masters: Unter anderem 1000 Greenfees à 50 Franken oder 300 stark vergünstigte Hotelübernachtungen mit Golfspiel finden reissenden Absatz am Stand. Pascal Germanier gehen die Ideen nicht aus. Und Andreas Caminada hat nach langem Golf- und Gourmettag das perfekte Schlusswort: «Jetzt ein Bett von Muri zum Aufklappen. Das wärs!»

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