Text: Stephan Thomas | Fotos: Sedrik Nemeth

Wanne mit Seeblick. Zwei Badewannen aus blank poliertem Kupfer. Sie würden in das Badezimmer der nobelsten Villa passen. Sie stehen aber nicht in einem Badezimmer, sondern im Rebberg. Genauer: In Chexbres, mit Blick über das Unesco-Welterbe des Lavaux. Unten tut sich die Weite des Genfersees auf (man nennt ihn hier lieber Lac Léman als Lac de Genève). Den Hintergrund bilden die Alpen Savoyens. Kurz, das Panorama, das seit vielen Jahrzehnten Gäste aus aller Welt anzieht, darunter viele Prominente.

Eric et Bertrand Bovy,du domaine Bovy invite une thérapie par le vin avec pour gommage le marc de vin moulin et pour l’enveloppement de la lie de vin et en prenant le bain un verre du chasselas © sedrik Nemeth

Weinhefe: Wundermittel aus dem Rebberg.

Eric et Bertrand Bovy, du domaine Bovy invite une therapie par le vin avec pour gommage le marc de vin moulin et pour l’enveloppement de la lie de vin et en prenant le bain un verre du chasselas © sedrik Nemeth

Bereit für den Einsatz: Säckchen mit Trester für die Massage.

Eric et Bertrand Bovy,du domaine Bovy invite une thérapie par le vin avec pour gommage le marc de vin moulin et pour l’enveloppement de la lie de vin et en prenant le bain un verre du chasselas © sedrik Nemeth

Zum «Abhängen» danach: die Terrasse mit Seeblick.

Pinot-Peeling. In den Wannen sitzt ein Paar, sichtlich entspannt. In den Händen halten sie ein Weinglas. Beim Inhalt dürfte es sich um Chasselas vom Weingut Bovy handeln, auf dessen Boden die Wannen stehen. Das Baden und Weintrinken sind aber nur ein Teil des Programms. Die beiden geniessen nämlich eine «Swiss Wine Therapy» des Startups «La Vigne». Dazu gehören, je nach Umfang des gebuchten Pakets, verschiedene Massagen. Zum Beispiel ein Peeling mit Traubentrester aus heimischen Sorten wie Chasselas oder Pinot Noir. Oder eine Packung aus Hefe, auch diese ein Nebenprodukt der Weinbereitung. Bei der 50minütigen Entspannungsmassage ist ebenfalls Wein im Spiel: Im Massageöl wurden Rotweinblätter mazeriert. Nicht zuletzt ist eine Gesichtsmassage im Angebot. Wer nach diesem Programm nicht restlos entspannt ist, muss einem wirklich Sorgen machen.

 

Anfragen aus Australien & Japan. La Vigne hat gleich Furore gemacht. Die Bilder der Kupferwannen sind um die Welt gegangen, verbreitet vor allem von Influencerinnen und Influencern. Es hagelte Auszeichnungen, etwa den Innovationspreis von «Vaud Œnotourisme». In jüngster Zeit haben die «Great Wine Capitals» La Vigne zum besten önotouristischen Angebot in der Schweiz gewählt. Zuvor wurde es von «Switzerland Tourism» für seine Herbstkampagne ausgewählt. «Wir kriegen Anfragen aus Australien und Japan», sagt Christian Jacot-Descombes, einer der Macher von La Vigne. «Da macht sich wohl eine Art Federer-Effekt bemerkbar.» Jedenfalls ist La Vigne nicht mehr aus dem Angebot der Region Montreux Riviera wegzudenken.

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Frühes Reservieren lohnt sich. Überrascht ist Jacot-Descombes von der Kundschaft, die La Vigne bucht. «Beim Start hatten wir angenommen, wir würden eher ein älteres und, wegen der Hochwertigkeit unseres Angebots, ein vermögenderes Publikum ansprechen. Es ist ganz anders gekommen. Es sind vor allem die jungen Städter, die der experimentelle Charakter unseres Ansatzes reizt. Auch das FOMO (Fear of missing out), die Angst, etwas zu verpassen, spielt wohl eine Rolle.» Geschäftlich ist er zufrieden: «Dank geringer Infrastrukturkosten und einem freundlichen Klima für risikofreudige Unternehmen in der Schweiz haben wir den Break-even erreicht. Der Buchungsstand ist sehr gut. Frühes Reservieren lohnt sich.»

Weintherapie? Tut gut! Jacot-Descombes spricht zwar die Sprache eines Unternehmers. Spürbar ist bei ihm neben der Freude am Wein aber auch das Interesse an den Aspekten Wellness und Gesundheit. Und die kommt bei La Vigne nicht zu kurz: «Zahlreiche Laboratorien haben die wohltuende Wirkung des Weins und seiner Nebenprodukte bei äusserer Anwendung herausgestrichen. Die Phenole schützen und regenerieren die Haut.» Gilt dies auch spezifisch für die Produkte des Lavaux, etwa den Chasselas? «Wir stützen uns auf Aussagen der Lavaux-Winzer. Ihre Vorfahren haben gerne auf Weinhefe zurückgegriffen, um Gelenkrheumatismen zu kurieren. Sie sagen, die Resultate seien sehr befriedigend gewesen.» Dass die Weintherapie auch ohne Wehwehchen Seelenbalsam ist, dürfte einleuchten. Vor allem in Kombination mit innerer Anwendung.

 

www.la-vigne.ch

www.montreuxriviera.com/la-vigne