Text: Urs Heller

Chef Tang & seine Cantonese Cuisine. Weisse Handschuhe, scharfes Messer: Peking Duck-Time im neuen, ziemlich genialen «The Peninsula» am Grosvenor Place 1 in London. Das «Canton Blue» ist eigentlich nur das zweite Restaurant im noblen Hotel. Aber es ist erstklassig. Das verwundert nicht: Chi Keung Tang taucht plötzlich auf am Tisch, ein alter Bekannter: Chef Tang ist «Peninsulas» Mann für chinesische Restaurants, hat bereits Shanghai, Tokio und Paris eröffnet und zeigt jetzt den Jungs in London, wie grosse «Cantonese Cuisine» geht. Wir rollen die hauchdünnen Pancakes mit der Entenhaut in einem diskreten «Séparée» Das sind versteckte Nischen im Restaurant, geeignet für ein kleines Tête-à-tête. Oder für einen grösseren Deal. 

Canton Blue - Authentic Chinese Cuisine, The Peninsula, London, GB

«Canton Blue»: Authentische Chinesische Küche in The Peninsula, London.

Miss Ling-Liung & ihre Dim Sum. Die diskrete Lage will genutzt sein: Wir bestellen die «Xiao Long Bao», Shanghai Style. Diese Dim Sum sind für die Köche schwierig zu falten, für Europäer noch schwieriger zu essen. So geht’s: Köpfchen der hauchdünnen Teigtaschen wegbeissen, Bouillon ausschlürfen, den Teig in Vinegar tunken. Das ist mit Chop Sticks gar nicht so einfach. Aber der harte Stäbchen-Einsatz lohnt sich. Im «Canton Blue» ist Miss Ling-Ling der Dim Sum-Master. Wie finden ihre Xiao Long Bao grossartig. Chef Tang sieht noch Potential: «Ling-Ling ist nicht Cantonese. Aber wir schicken regelmässig unseren Dim Sum-Master aus Hongkong nach London, um sie zu trainieren.» So geht das bei «Peninsula»: Für eine hausinterne Battle mit den viel berühmteren französischen Chefs sind die chinesischen Köche immer zu haben.

Rolls Royce-Flotte & Hybrid-Bentley. «The Peninsula» ist seit wenigen Wochen offen. An bester Lage, im Herzen von Belgravia, zwischen Hyde Park und Wellington Arch, nur wenige Schritte von Buckingham Palace und Knightsbridge entfernt. Wem auch wenige Schritte zu viel sind, ordert einen «House Car»: Gäste werden in den Hotellimousinen unkompliziert chauffiert; die ersten zwei Miles zum Nulltarif. Der Fuhrparkt lässt sich sehen: Rolls Royce Phantom II wie in allen Hotels der Gruppe, aber auch ein Bentley Bentaygas mit Hybridantrieb oder ein elektrifiziertes Austin-Taxi aus dem Jahr 1960. Der sorgfältig restaurierte Rolls-Royce Phantom Sedanca de Ville, Jahrgang 1935, rollt nur bei besonderer Gelegenheit vor. Gemeinsamer Nenner: ein elegantes Peninsula-Grün, diskrete Beschriftung. Die Limousinen (und auch die Taxis) fahren im ruhigen Innenhof vor, kreisen um zwei 120 Jahre alten japanischen Ahornbäume. Gepflanzt hat sie der Zürcher Gartendesigner Enzo Enea. Who else?

The Lobby

The Lobby: Treffpunkt fürs Frühstück, den Afternoon-Tea und zum unkomplizierten Dinner.

Courtyard

Die Gäste treffen im Innenhof ein. Im Zentrum: zwei 120-jährige Japanische Ahornbäume – by Enzo Enea.

Canton Blue Entrance

Eingang ins «Canton Blue»: Authentische «Cantonese Cuisine».

«Unsere bisher grösste Investition.» Peninsulas Argumente im hartumkämpften Londoner Luxusmarkt? Ein Hotel voller Licht. Grandezza beim Bauen. Das begeisternde Design von Peter Marino. Die grosszügigsten Zimmer der Stadt (alle über 51 m2). «London ist die grösste Investition, die unsere Gruppe je getätigt hat», sagt COO und Mastermind Peter Borer. Der Glarner brauchte Geduld und Nerven: Über 30 Jahre wurde geplant, fast 12 Jahre lang gebaut. COO Borer war regelmässig auf der Baustelle; in Jeans und mit Helm, nicht im dezenten Businessanzugs.

Die grössten Zimmer der Stadt. Highlights in den 190 Zimmern (ab 1300 £)? Die Fenster sind raumhoch. Alle Materialien sind von hoher Qualität. An kleinen Überraschungen fehlt es nicht. Wer am Badewannenrand auf einem Panel die Taste «Spa» antippt und zurücksinkt aufs weiche Kopfkissen, erlebt sein sanftes Wunder: Das Licht wird gedimmt, Musik erklingt, an der Zimmertüre blinkt automatisch das «do not disturb»-Lämpchen; Meersalz und Bubbles sind in Griffnähe, auch TV und Telefon werden von dem Badewannen-Display aus gesteuert. Eine kleine Wetterstation in der Mahagoni-walk-in-Garderobe informiert über Aussichten und Aussentemperatur. Die Gäste laden via WhatsApp den «Pen Chat» auf ihr Handy; sie haben so von überall her Zugang zu einem 24-Stunden-Concierge-Service. 

Brooklands Rooftop Restaurant & Bar, The Peninsula, London, Grossbritannien GB, Chef Claude Bosi

Restaurant Brooklands: Der Italiener Francesco Dibenedetto setzt die Ideen von Claude Bosi um.

Brooklands Rooftop Restaurant & Bar, The Peninsula, London, Grossbritannien GB, Chef Claude Bosi

Verheissungsvoller Start: Die Petits fours im «Brooklands» sind Vorboten auf ein spannendes Menü.

Brooklands Rooftop Restaurant & Bar, The Peninsula, London, Grossbritannien GB, Chef Claude Bosi Brooklands Rooftop Restaurant & Bar, The Peninsula, London, Grossbritannien GB, Chef Claude Bosi

British Cuisine: Der französische Sternekoch Claude Bosi leitet das Vorzeigerestaurant «Brooklands».

Claude Bosi kocht im Penthouse. «Peninsula»-Besitzer Michael Kadoorie, 82 Jahre alt, hat eine grosse Leidenschaft für alte Autos und Flugzeuge. Ist im Vorzeigerestaurant «Brooklands» nicht zu übersehen: Namensgeber ist die Rennstreck Brooklands, die Wiege des britischen Motorsports. Dekoriert ist das Restaurant mit Concorde-Flügeln, Concorde-Sitzen, Concorde-Fenster, Rolls Royce-Elementen. Am Herd, wie es sich bei «Peninsula» gehört, ein Sterne-Koch, wenigstens hie und da: Der Franzose Claude Bosi (zwei Sterne im «Bibendum») schreibt die Karte, der Italiener Francesco Dibenedetto setzt seine Ideen um. Eine überraschende Reise durchs Vereinigte Königreich: Exmoor Kaviar mit Roscoff Zwiebeln, ein «Nosotto» statt ein Risotto (Sellerie, ohne Körnigkeit, Krabben und Kokosnuss). Eine elegant geschnittene Tranche von der Perlhuhnbrust mit schottischen Messermuscheln. Aussicht, Bar, Terrasse und Smoker’s Lounge sind erstklassig.

Cantonese bereits beim Frühstück. Check-in drei Wochen nach Eröffnung: Noch sind nicht alle Etagen offen, wird in den Suiten, im Fitness und im Spa (25-Meter-Pool!) hart gearbeitet. Die Peninsula-Lobby ist den ganzen Tag hindurch Dreh- und Angelpunkt. Bereits das Frühstück ist spektakulär, vor allem die Variante «Cantonese»: Ein Dim Sum-Körbchen mit Har Gaw und Siu Mai, dazu Stir Fried Egg Noodles. Das Oeuf Bénédict lässt sich pimpen: Zehn Gramm Kaviar! Die Servicequalität ist bereits nach wenigen Tagen auf hohem Niveau. «Training, Training, Training», sagt die erfahrene australische General Managerin Sonja Vodusek. Sie hatte keine Mühe, 800 (!) Mitarbeiter zu rekrutieren. «Ich wollte jeden einzelnen persönlich kennenlernen, ihm in die Augen schauen, spüren, ob er zu «Peninsula» passt. Das ist wichtiger als Zeugnisse und Diplome.» Wer die Peninsula-DNA nicht versteht, muss wieder gehen.

>> www.peninsula.com
 

Fotos: Will Pryce, HO