Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Christopher Kuhn

Aus dem Nichts. Aurora, Liberty, Draper, Blue Ribbon und Peachy Blue. Andreas Seiler spult die verschiedenen Heidelbeer-Sorten nur so runter. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Heidekrautgewächs. Mit den Sorten, den Anbaumethoden, den Dünge-Möglichkeiten und der optimalen Erde. Andreas hat sich im Wallis aus dem Nichts eine Heidelbeerzucht aufgebaut. Angefangen hat er bei seinen Eltern im Garten, heute hat er zwei Plantagen mit rund 3500 Sträuchern. Eine befindet sich in Brig, die andere in Niedergesteln. Und: Innert kürzester Zeit gehörten Andreas’ Heidelbeeren zu den qualitativ hochwertigsten lokalen Beeren, die man kriegen kann. 

Himbeeren aus dem Wallis / Andreas Seiler

Die Schweizer Heidelbeer-Saison beginnt im Juni. Bei diesen Exemplaren dauert es noch bis zur Ernte.

Himbeeren aus dem Wallis / Andreas Seiler

Auf der Plantage in Niedergesteln stehen rund 2000 Heidelbeertöpfe.

Himbeeren aus dem Wallis / Andreas Seiler

Andreas Seilers Unternehmen Heidelbeeri.ch steht für höchste Qualität. 

Nur die Besten. Die Saison hat gerade erst begonnen, die ersten Beeren sind bereits reif. Andreas streift durch die Plantage und erklärt den Erntehelferinnen, worauf es ankommt. Er will nur perfekte Beeren verkaufen. Das ist sein USP. «Ich kann mich nicht mit der Menge von anderen abheben, nur mit der Qualität», sagt Seiler. Beeren mit Vogelbiss oder Dellen landen in einem separaten Korb. Weggeschmissen wird allerdings nichts. Die weniger hübschen Beeren werden zu Schnaps, Likör oder Konfitüre verarbeitet.

Himbeeren aus dem Wallis / Andreas Seiler

Andreas Seiler schaut nach den Sträuchern. Er erkennt sofort, wenn etwas nicht gut ist.

Himbeeren aus dem Wallis / Andreas Seiler

Die Sträucher sind voll mit Heidelbeeren. Jetzt haben die Erntehelfer alle Hände voll zu tun.

Süss, sauer, knackig. Zuchtheidelbeeren sind im Vergleich zu den wilden wesentlich grösser und süsser. Viele wollen möglichst grosse Beeren. «Im Geschmack sind sie aber nicht zwangsläufig besser», findet Andreas Seiler. Und trotzdem dürfen sie auch nicht zu klein sein. Die Balance zwischen Grösse, Süsse, Säure und dem Knack muss stimmen. Faszinierend an den kleinen Dingern ist die Geschmacksvielfalt. Die einen haben einen höheren Säureanteil, andere sind süss und erinnern an Walderdbeeren. Die Peachy Blue schmeckt tatsächlich nach Pfirsich. 

Family Affair. Dass der HSG-Absolvent heute Heidelbeeren – oder Heite wie man auf Walliser Deutsch sagt – produziert, war reiner Zufall. Er übernahm nicht einfach einen Betrieb wie viele andere in der Landwirtschaft. Er brachte sich von Grund auf alles bei. Nach ausgiebiger Recherche und verschiedenen Praktika auf Heidelbeer-Farmen startete Andreas Seiler mit 200 Pflanzen. «Ich habe mit der Zeit eine grosse Freude daran entwickelt.» Das Projekt nahm rasch Überhand und seine Eltern und seine Partnerin sind aktiv ins Business eingebunden. 

Himbeeren aus dem Wallis / Andreas Seiler

Ein gutes Zeichen: Die Sträucher sind schön buschig.

Himbeeren aus dem Wallis / Andreas Seiler

Grösse ist wichtig, aber nicht alles. Süss und knackig sollen die «Heiten» sein.

Wildschaden. Neben der Ernte brauchen die Pflanzen Pflege. Andreas sieht sofort, wenn es einer Pflanze nicht gut geht. Zu wenig Wasser oder ein Pilz können die Gründe sein. «Dadurch dass die Heidelbeeren in Töpfen stehen, haben wir Krankheiten besser im Griff. Sie greifen nicht gleich auf alle anderen Pflanzen über», erklärt Seiler. Letzten Winter frassen sich Hirsche auf seiner Plantage an den Sträuchern satt. Die Auswirkungen sieht man zum Teil jetzt noch.

Exklusiv bei Jelmoli und im Abo. Spritzen muss der Jungunternehmer die Heidelbeeren nicht. «Man kann fast jedes Spritzmittel konventionell umgehen. Sollte mal die ganze Kultur in Gefahr sein und wir doch Spritzmittel einsetzen müssten, würde ich aber keine Beeren mehr ausliefern.» Der 26-Jährige hat eine Philosophie und Prinzipien und daran hält er sich strikt. In den Genuss der blauen Beeren kommen vor allem Walliser. Andreas Seiler verkauft die Schalen im Abo und liefert an die umliegenden Restaurants – allerdings nur, wenn das Konzept des Lokals zu Andreas' Werte passen. Doch auch Zürcher haben Glück: «Ich habe Jelmoli einige Schalen zum Probieren gebracht. Kurz darauf kam ein Mail mit der Frage, wann und wie viel ich liefern könne.» Seither ist Andreas Seiler mit seinen Heidelbeeren im Sortiment des Food Markets.

 

www.heidelbeeri.ch