Text: Max Fischer I Fotos: David Künzler
Strohgelb mit grünem Schimmer. Er ist frisch und fruchtig. Und er besteht zu 55 Prozent aus der Muscadelle-Traube, was im Bordeaux selten ist. Ergänzt von Sauvignon Blanc und Sémillion hinterlässt er Noten von Zitronengras, Limette, Äpfeln und Birnen. Dazu gesellen sich ein Hauch Akazienblüten und Kräuteraromen. Drei Monate im Barrique sorgen für eine dezente Cremigkeit des Cuvée Privée Entre deux Mers von Armand Schuster de Ballwil von Château Montlau. Für ein «Diner Privé» im Restaurant «Olivo» im Casino Luzern bereitet Hugues Blanchard (16 GaultMillau Punkte, Bild oben) dazu Jakobsmuscheln mit schwarzem Trüffel zu. «Eine fantastische Liaison», schwärmt der Luzerner Schlossherr Armand Schuster de Ballwil.
Armand Schuster de Ballwil mit Sohn Armand junior und Grand Casino Luzern Ehrenpräsident Guido Egli (v.l.).
David gegen Goliath. Wer an Bordeaux denkt, hat Namen wie Margaux, Mouton und Pétrus im Kopf. Doch die berühmten Appellationen machen nur 10 Prozent der gesamten Anbaufläche, die weltbekannten Châteaux lediglich etwa 200 von total 6000 Produzenten aus. Auch Kleine können Grosses. Nur einen Katzensprung von St. Emilion entfernt produziert Armand Schuster de Ballwil auf einem der ältesten Weingüter des Bordeaux hoch über der Dordogne weisse und rote Top-Weine. Er freut sich: «Unser neuer Cuvée Privée trägt die Handschrift meines Sohnes Armand.»
Rindsfiletmedaillon mit Rotwein-Schalottenjus, begleitet von einem Château Montlau Classic 2019.
Verheissungsvoller Start: Zum Château Montlau Rosé 2024 gab's Jakobsmuschel mit Mangosalat.
Zum Dessertsüppchen aus roten Beeren wurden zwei rote Hors-Série-Weine des Châteaus serviert.
Eine Hommage. Der Jahrgang 2023 ist die 550zigste Ernte von Château Montlau – die Weinberge wurden 1473 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. «Diese Cuvée Privée zelebriert somit ein halbes Millenium unserer Rebflächen», sagt Schuster de Ballwil. Und weshalb hat er einen Weissen als Jubiläumswein erkoren? «Ab dem 18. Jahrhundert waren es besonders die Weissweine, die zum Renommée von Montlau beitrugen» so der Schweizer Grandseigneur.
Der Überraschungscoup. Es braucht einige Überredungskünste des Schlossherrn, um Starkoch Blanchard beim Dessert zu überzeugen: Zum Süppchen aus roten Beeren will Armand Schuster de Ballwil unter allen Umständen seine beiden roten Hors-Série-Weine mit den Best-of-Trauben von 2015 und 2000 auftischen. Das braucht Mut! Oder eben die Gewissheit, dass es klappt. Casino-Ehrenpräsident Guido Egli (ex CEO von Mövenpick und Hero) ist begeistert: «Die Frische und die schöne Nase des 25-jährigen Weines sind beeindruckend.»
Zum Langoustinen-Duo mit Passionsfrucht, Avocado und Blüten gab's einen Château Montlau «Entre deux Mers» 2023.
Die Klassiker. Die optimale Ergänzung zu den Rindsfiletmedaillons mit Rotwein-Schalottenjus auf butterzarten Erbsen, karamellisierten Zwiebeln und einer Polenta-Schnitte ist der Château Montlau Classic von 2019. Er besteht zu zwei Dritteln aus Merlot-Trauben, zu einem aus Cabernet Franc und ein bisschen Cabernet Sauvignon. Ins Auge stechen das dichte Granatrot und die purpurfarbenen Reflexe, die Nase betören Aromen von Kirschen, Brombeeren und Vanille. Schön der lange Abgang und die feinen Tannine.
Das weisse Einhorn. Seit 1971 stellen Armand Schuster de Ballwil und seine Familie zwischen Weltstars und Mainstream auf Château Montlau in Moulon eigenständig-überzeugende Bordeaux her. Darauf ist er stolz. Aber auch auf seine Herkunft: «Neben der Tricolore und dem Schweizer Wappen erinnert mitten im Schlossgarten eine Fahne mit einem weissen Einhorn, dem Wappen von Ballwil, an meine Wurzeln im Luzerner Seetal.»