Brasserie Bodu
Wir beissen zweimal zu. Die «Crevettes géantes marinées et grillées» sind aufregend knackig und auffällig gut im Geschmack. Der Eindruck täuscht nicht: Es handelt sich nicht um 08/15-Crevetten aus dem ewigen (Tiefkühler-)Eis, sondern um frisch geerntete Swiss Shrimps aus Rheinfelden AG. Wenn schon, dann schon, sagen sich die Chefs in der Luzerner Kult-Brasserie Bodu und bestellen den Krebs gleich in einem ordentlichen Kaliber. Von der Knoblauchsauce gibt’s Nachschlag. Und dazu eine Gemüse-Cassolette. Auf der wegen Corona leicht reduzierten Karte geht das «Versteckspiel» munter weiter: «Salmfilettranche» wird nüchtern annonciert, ein auf der Haut gegrillter Qualitäts-Lachs aus Lostallo liegt auf dem Teller. Küchenchef Gian-Pietro Crameri ist immer wieder für eine Überraschung gut. Auch im Winter. Da ist der Chef trotz beissender Kälte auch mal draussen auf dem Kornmarkt im Einsatz: Austern und Punsch über die Festtage, Rühreier, Pasta, Œuf Bénédicte, Haus-Bordeaux während des jährlichen Trüffelmarktes.
Die «Bodu»-Gastgeber Samuel Vörös und Luca Eichmann können nicht klagen. Die Stammgäste meldeten sich sofort nach dem Lockdown geschlossen zurück. Weil sie ihre Stammbeiz vermisst haben und weil man für den Ausnahmezustand gewappnet ist: Hübsche, sanft verzierte (Plexi-)Glas-Scheiben trennen die kleinen Bistro-Tische. Man fühlt sich wohl wie in einer alten Pariser Brasserie und wirklich nicht gestört.
Der Bestseller bleibt Bestseller: «L’Entrecôte de la Brasserie» mit reichlich Kräuterbutter und hausgemachten Pommes allumettes. Im Tagesmenü gibt’s, was man leider nur noch selten kriegt: Blanquette de veau etwa, «à la provençale». Der Herbst ist eine gute Saison im «Bodu»: Hasenpastete (der eher groben Art), Hasenrückenfilet im Rohschinkenmantel und «Duo de chamois»: Das Gams-Entrecote war okay, das Ragout etwas seltsam.
Grandios wie eh und je ist die Weinkarte. Wir mögen die Abteilung «Zweitweine aus dem Bordeaux» ganz besonders und ordern in den nächsten Wochen konsequent den «Réserve de la Comtesse 2010» aus Pauillac, bis die Kiste leer ist (108 Franken). Das Angebot ist auch in der neu eröffneten Weinbar Storchen gleich vis-à-vis beeindruckend und verhilft der Filiale zu einem Eintrag in die Trend-Liste «GaultMillau POP».