Alpenblick und Chalet Resort

16-Punkte-Chef Richard Stöckli krempelt seine Karte um: Foie gras und Co. fliegen raus, regionale Produkte rücken ins «Menü der Sinne». Wer sucht, der findet: Der Richi kauft bei den Fischern vom Thunersee ein, am liebsten tolle Seeforellen. Die «normalen» Forellen kriegt er von einem Kollegen, der in Gsteigwiler eine Zucht hat, und auch für Saibling, Zander, Kalb gilt das Motto «Vo hie omenand». Damit lässt sich wunderbar kochen. Beim «Gepressten vom Siedfleisch» spielen Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Garten eine Hauptrolle. Den Saibling gibt es mit Buttersauce und Kohlrabi. Beim Simmentaler Kalb im Hauptgang (mit Meerrettich) gefällt das Filet und begeistern die Milken; sie sind mariniert wie Spareribs. «Summer Edition», sagt der Chef dazu vergnügt. Ganz einfach ist das neue, in tristen Corona-Wochen ausgeheckte Konzept nicht: «Manchmal bringen die Fischer zu wenig Forellen, manchmal zu viele. Etwas Improvisationsvermögen muss man schon haben.»
Plan B für die Gäste im Chalethotel Alpenblick: ein Essen in Richard Stöcklis heimeligem «Bistro». Auch hier zeigt der Chef, dass er ein echter Saucenkünstler ist, eher «alpin-buttrig» als «mediterran-olivenölig». Ein Gericht steht schon seit Jahrzehnten auf der Karte: der «Unspunnen-Spiess», der ans traditionelle Fest im nahen Interlaken erinnert. Das saftige, mit Speck umwickelte Rindfleisch war währschaft und wuchtig, aber dennoch um einiges leichter als der 83,5 Kilogramm schwere Stein, der jeweils wettkampfmässig gestossen wird. Wunderbar die würzige «Sauce der tausend Düfte» dazu, nach Stöcklis Geheimrezept mit Kräutern aus dem eigenen Garten. Applaus auch für die Edelrösti: besonders knusprig und keineswegs trocken. Das Wiener Schnitzel bedeckt hier den ganzen Teller. Das Kalbsstück war dünn geklopft und angenehm zart, die Panade aber leicht lau. Der Kartoffelsalat schmeckte trotz Kürbiskernöl und Grünzeug etwas bieder. «Bistro»-Desserts? Das «Zwetschgen-Lisi» mit eingelegten, getrockneten Früchten, Vanilleglace und einem grosszügigen Schuss Schnaps. Die herrlich knackige Meringue war auch prima, serviert mit viel geschlagenem Rahm, einer Erdbeere und Schokosplittern.
Legendär im «Alpenblick» ist die mehrere Kilogramm schwere Weinkarte. Yvonne Stöckli, herzliche Gastgeberin und GaultMillaus «Sommelier des Jahres 2016», betreut im Hotelkeller mehrere Tausend Weine mit einer superben Auswahl von Schweizer Crus.