Vecchia Osteria Seseglio

Chiasso mit seinen Industriequartieren ist alles andere als ein Idyll. Nur ein paar Minuten westlich und direkt an der Landesgrenze ist vom omnipräsenten Grenzverkehr aber nichts mehr zu spüren. Umgeben von Reben und Wiesen steht die elegante «Vecchia Osteria» mit dem lauschigen Garten von Ambrogio Stefanetti. Seine italo-mediterrane Küche geniesst man zum Beispiel im Menü «La Proposta di Ambrogio» bei einem klassisch strukturierten Viergänger mit Antipasto, Primo, Secondo und Dolce für 95 Franken.
Zum Auftakt liess Stefanetti ein Duo von Tintenfischen servieren: mit würzigem Brot gefüllte Calamaretti und schön saftige Frikadellen vom Polpo auf einem Chabissalat. Dass die Cucina italiana auch mit einfachen Zutaten besondere Kreationen hervorzubringen imstande ist, bewies der Primo – Occhi di lupo sind banale, röhrenförmige Teigwaren, die der Maestro mit einer Crema di fagioli, Cozze und Pomodoro veredelte. Hervorragend und klassisch die rosa gebratenen Lammkoteletts mit frischen Steinpilzen und einem eleganten Kartoffelgratin. Dass Stefanetti auch Süsses kann, bewies das Dreierlei von der Walliser Aprikose: gebacken, gefroren und geliert liess er drei schön ausbalancierte Aggregatzustände der Sommerfrucht auftragen. Freundlicher, unaufgeregter Service, umfangreiche Weinkarte mit vielen Crus aus dem Mendrisiotto, dem Piemont und aus der Toskana.
Bei einem zweiten Besuch waren wir allerdings weniger happy. Der Frühlingsrisotto begeisterte nicht wirklich, zu stark war der Geschmack von Limonen, zu hart der Biss. Beim Simmentaler Rind wurde nicht nach dem Garpunkt gefragt und das Fleisch war prompt verbraten.