Sternen

Wo feierte Tanja Grandits ganz allein mit ihrer Tochter Emma den Gewinn des 19. Punkts? Im «Sternen» Walchwil, einem wunderschönen Gasthof am Zugersee. Zufall ist das nicht: Ihre Schülerin Noémie Bernard kocht hier, zusammen mit ihrem erfahrenen Vater Giorgio. Die junge Chefin ist eine kluge Frau: Sie kopiert ihre frühere Chefin nicht, macht ihr eigenes Ding. Und weiss auch ganz genau, wie die Zuger Bourgeoisie tickt: Eine eher klassische Küche ist hier gefragt. Der Start ist geglückt; der «Sternen» ist zurück auf der Landkarte der Geniesser und meist gut besetzt; im Sommer sind die Tische auf der magischen Terrasse direkt über dem Wasser besonders begehrt.
Die Bernards bestellen bei Bianchi schottischen Lachs («label rouge») und räuchern ihn mit grösster Sorgfalt im eigenen Haus. Serviert wird er auf Frischkäse und als Tatar; ein erfrischender Start in den Abend. Gilt auch für die saftigen Kalbsfrikadellen mit knackigem Rotkohl. Die Familie Rüttimann vom Enikerhof in Cham liefert das Gemüse. (Gelbe!) Randen waren auch im Angebot; Noémie Bernard servierte sie «vegimässig» mit Frischkäse. Bei den Mezzelune al brasato bewunderten wir den zarten, dünnen Teig. Der Brasato allerdings kam nur verhalten zur Geltung, denn die hausgemachten Ravioli hatten einen schweren Stand: Eine Überdosis Eierschwämmli gab’s dazu. Gut gemeint, zu dominant.
Die Scampi mit Basilikum waren angenehm knackig und gut. Aber der beste Fischgang kam diesmal aus dem Zugersee: Röteli, sanft gedämpft, serviert an einer wunderschönen Kräutersauce! Der Walchwiler Berufsfischer Anton Hürlimann kriegt den raren Fisch ins Netz und weiss: Bei Noémi sind seine Röteli gut aufgehoben. Alternative? Zanderragout mit Pernod und Dill. Kalbsrücken. Filet und Frikadelle vom Reh.
Sympathisch: Im «Sternen» richtet man sich ganz nach den Wünschen der Gäste. Fast jeder Gang ist in einer grösseren und einer kleineren Portion zu haben. Das «Menu surprise» ist die Attraktion des Hauses, soll künftig noch etwas frecher komponiert werden («jetzt geben wir Gas!»). Wer lieber Voressen, Schmorbraten oder Chateaubriand hat, kriegt das (auf Vorbestellung) auch. Noémie Bernard kann sich auch an der Front auf die Familie verlassen: Mutter Anita ist eine souveräne Gastgeberin. Sonntags geöffnet!