Kreuz

Damian Fry ist Sternekoch. Also hisst er die Gourmetflagge gleich beim Start. Das Amuse-bouche war fantastisch: eine luftig-leichte Vitello-tonnato-Interpretation, in einem biederen Glas optisch deutlich unterverkauft. Auch der erste Gang war ein kleiner Hammer: ein feuerroter Carabiniero, perfekt knackig gebraten, mit Piquillo-Paprika aus Spanien, Tintenfisch, roten Linsen und einem geheimnisvollen grünen Jus (aus Buttermilch und Rucolaöl); «5/6» heisst unter Köchen das Codewort für diesen Superkrebs; gemeint ist das eindrückliche Kaliber. Die gebratenen Egli aus Raron wurden mit Spinat und einer kleinen Überraschung serviert: Den Spinat gab’s klassisch warm und drunter nicht klassisch gekühlt. «Sorgt für Spannung», erklärte der Chef. Wir wollen nicht widersprechen.
Fry hat einen starken Partner am Herd: Souschef Claudius aus Süditalien. Herkunft verpflichtet! Die Frühlingslauch-Tortellini waren liebevoll geformt, angenehm im Teig. Power lag drüber und drum herum: Sbrinz-Späne, die ersten Morcheln, eine kräftige Sauce, aufgebaut auf einer klassischen Glace de veau, aufgepeppt mit Basilikumöl. Mediterran und gut! Claudius kriegte nochmals Sonderapplaus: für die unglaublich guten, buttrigen Kartoffel-Gnocchi, die zu den Entrecote-Tranchen vom heimischen Rind aufgetragen wurden. Und wo steckte das auf der Karte annoncierte Mark? Nicht im rustikalen Knochen, sondern fein geschnitten in der klassischen Sauce bordelaise. Frau Wiesli, übrigens ebenfalls gelernte Köchin, servierte rechtzeitig Nachschlag. Im «Kreuz» bleibt man gern etwas länger sitzen: Käse «von nah und fern» mit Früchtebrot, Erdbeeren (mit Rhabarber oder als Sabayon), feine Friandises. Fazit: Der 15. Punkt ist fällig.