Il Giglio

Der gastronomische Aufbruch in Zürich motiviert offenbar auch alte Hasen: Vito Giglio, aus Kalabrien stammend, wirtet und kocht zwar schon seit fast drei Jahrzehnten am Hallwylplatz, aber so gut war er noch nie. Seine frische Marktküche ist raffiniert und überzeugt eingefleischte Stammkunden genauso wie das junge, hippe Publikum, das sich neu im Kreis 4 breitmacht. Die Karte ist klein und die Menüs wechseln häufig: Über Mittag gibt’s einen dreigängigen Businesslunch für 55 Franken, am Abend wird ein formidabler Viergänger für anständige 89 Franken angeboten.
Wir liessen für einmal die «Giglio»-Klassiker Raviolini di brasato oder Linguine al profumo di mare aus und bestellten den Viergänger. Als Antipasto gab’s einen vorzüglichen Tunacarpaccio mit Meerrettich, ein paar Spritzern Limette und etwas Olivenöl. Herrlich auch die im gleichen Stil zubereiteten, wunderbar aromatischen und zarten roten Gamberi aus Mazara del Vallo. Etwas weniger überzeugen konnte das Primo: X-large Ravioli mit Spinat-Ricotta-Füllung und Erbsen-Tomaten-Sugo – das hatte geschmacklich zu wenig Kontrast. Die Tagliata vom Kalb mit Weisswein-Risotto kam mit einem herrlichen Kalbsfond auf den Tisch: impeccabile!
Grossartig schliesslich die Dolci am Schluss, die unter der Ägide von Patrizia Giglio entstehen: Für uns gab’s eine Torta di ricotta mit Erdbeer-Rhabarber-Kompott. Aufmerksamer, familiärer Service, etwas kleine Weinkarte mit ausschliesslich italienischen Tropfen. Reservation empfohlen.