Text: Stephan Thomas

Chemie? Schnauze voll. Zu Beginn war Roland Lenz ein ziemlich normaler Winzer. Hat seine Reben mit der Chemie eines grossen Konzerns traktiert. Bekam deswegen gesundheitliche Probleme. Schluckte zur Abhilfe die Tabletten des gleichen Chemiekonzerns. Und merkte bald, dass es das nicht sein konnte. Baute dann sein Weingut am Iselisberg grundsätzlich um, ein Prozess, der bis heute andauert. Mit Erfolg: Roland und Karin Lenz sind nicht nur der grösste Bio- und Demeter-Weinbaubetrieb, sondern mit 27 Hektaren auch eines der grössten privaten Weingüter der Deutschschweiz. Eindrückliche 300'000 Flaschen verlassen jedes Jahr den Betrieb.

Monokultur als Risiko. Eine ganze Reihe von Elementen machen die Philosophie des Weinguts Lenz aus. Zum Beispiel: «Wir wollen weg von der Monokultur. Eine solche ist dann gegeben, wenn über 1500 gleiche Stöcke beieinander stehen. Da können sich Krankheitsherde und Schädlinge explosionsartig ausbreiten.» Oder: «Es ist ökonomischer und ökologischer Unsinn, zur Ertragsregulierung Trauben herauszuschneiden. Wir erziehen die Reben so, dass sie von sich aus genau die richtige Menge Trauben tragen.»

PiWis im Trend. Im Mittelpunkt steht die Arbeit mit den pilzwiderstandsfähigen Züchtungen, den sogenannten PiWis. «In der Schweiz produziert unser Weingut allein zehn Prozent der PiWi-Produktion. Wir sind überzeugt, dass ihnen die Zukunft gehört. Stellen Sie sich vor: Allein in Deutschland wurden letztes Jahr 1000 Hektaren neu gepflanzt. Ein Prozent der Rebfläche!» Er reagiert bemerkenswert gelassen darauf, dass heute das Anpflanzen von PiWis vom Bund mit satten 30'000 Franken pro Hektare subventioniert wird - für seine Pionierarbeit vor bald dreissig Jahren hat er nämlich noch keinen Rappen bekommen.

Rastlos. Roland Lenz steht nie still. Er tüftelt zusammen PiWi-Papst Valentin Blattner und der Rebschule Borioli an neuen Zukunftssorten und entwickelt seinen Betrieb in Richtung Permakultur. Träumt sich die ganze Schweiz als Bioland. Probiert auch witzige Dinge aus: In Bälde soll der Wein «Leben-s-Wert» erscheinen. Er hat keinen fixen Preis - alle sollen dafür geben, was sie für angemessen halten, denn: «Jeder soll sich Bio leisten können!»

Coup de Coeur: «Generation D» 2022

Das liegt im Keller: «Gemischter Satz weiss» 2022, «Gemischter Satz rot» 2022, «Handwerk weiss» 2022

Drei GaultMillau-Chefs mit Lenz-Weinen: Martin Göschel im The Alpina Gstaad (18 Punkte). Christoph Komarnicki im «Gasthof zum goldenen Kreuz» Frauenfeld (14 Punkte). Thomas Hasen und Hubert Ent in der «Seelust» Egnach (13 Punkte).

Das passt zusammen: «Handwerk weiss» 2022 (Souvignier gris, im Holzfass aus Schweizer Eiche ausgebaut), zu Weinsuppe aus dem gleichen Wein. Ebenfalls zum nachfolgenden gebratenen Lachs mit Petersilienkartoffeln.

 

www.weingut-lenz.ch