Kettenbrücke

Auch Corona-Vorschriften hinderten den Kellner nicht daran, sich weit über unser Katzentischchen zu lehnen, um Salz- und Pfefferstreuer hervorzuklauben. Und er nahm uns die Weinflasche aus der Hand, um ohne zu fragen nachzuschenken. Damit hätten wir leben können – aber nicht mit dem Essen: Das war eine glatte Enttäuschung.
Die zarten, in Tempurateig ausgebackenen Riesencrevetten waren okay, aber die in Fischsauce marinierten Juliennes auf dem Kalbstatar überzeugten hinten und vorne nicht. Sowenig wie der Salat von zweierlei Spargeln, Datterini, riesigen Focaccia-Stücken und viel zu viel Rucola in zuckersüsser Vinaigrette. Auch die Hauptgänge gingen daneben: Das Wiener Schnitzel mit der groben und schweren Panko-Panade lag unappetitlich neben einem lieblos zur Rondelle gestampften Kartoffel-Gurken-Salat. Und das latschige mediterrane Gemüse wertete die Dorade auch nicht auf – zumal der Fisch nicht durchgebraten war. Da der Service auf unsere Reklamation hin bloss mit einem Schulterzucken reagierte, suchten wir Trost beim einzig Verlässlichen im Lokal: auf der schönen Weinkarte.