Castle

Das «Castle» thront hoch über Blitzingen, ist aber alles andere als ein Schloss. Eher ein biederes Hotel, gebaut in den Boom-Jahren des Walliser Tourismus im letzten Jahrhundert. Brigitte und Peter Gschwendtner bieten ihren Gästen aber ein überzeugendes Gesamtpaket, auch mit hervorragendem Essen. Der Chef zaubert seit fast einem Vierteljahrhundert eine inspirierende Marktküche auf den Tisch, die auf lokale Produkte und raffinierte Verarbeitung baut.
Die Walliser Heusuppe ist ein Klassiker, den Gschwendtner frech mit würzigen Wachtelbrüstchen pimpt. Die zarte, asiatisch aromatisierte Riesencrevette kommt mit einer leichten Terrine von mediterranem Gemüse auf den Tisch. Eine gelungene Referenz ans Terroir ist das Kalbssteak mit Karottengemüse und Kerbel-Breitbandnudeln, die mit Eierschwämmli aus dem Blitzinger Wald aufgetragen werden.
Dass der ambitionierte Bergsteiger mit Everest-Palmarès seine österreichischen Wurzeln auch kulinarisch nicht verleugnet, kommt den Gästen bei den Desserts zugut. «Walliser Aprikosen 2020» heisst ein Dessert, was angesichts der Fülle von Aromen und Texturen pures Understatement ist: Kuchen, Glace, Sorbet und Kompott sind nur einige der Aggregatzustände, in denen der Chef die Walliser Nationalfrucht serviert. Fulminant ist auch «Bergkräuter von der Wiese», eine Kreation aus der nahen Umgebung: ein Stück Biskuitkuchen mit grossartigen Heidelbeeren aus dem Wald vor der Haustür, begleitet von einem sublimen Kräutersorbet. Schöne Weinkarte mit vielen Walliser Crus. Nur der Service dürfte etwas zulegen. Aber wir begreifen, dass es im abgelegenen Goms nicht einfach ist, qualifizierte Mitarbeitende zu finden.