El Paradiso Mountain Club

Currywurst oder Kaviar? Im «El Paradiso», der angesagtesten «Ski-Hütte» im Engadin, gibt es beides. Die Karte ist riesig, der Ansturm auf die begehrten Plätze auf der Sonnenterrasse ebenfalls. Die Köche verdienen eine Tapferkeitsmedaille. Für Stress-Resistenz. Und für den kulinarischen Spagat, den sie auf 2181 Metern täglich vollbringen müssen.
Currywurst muss nicht sein. Aber am gerösteten Markbein führt auch dieses Mal kein Weg vorbei; einen feinen Kräutersalat und Wurzelbrot gibt es dazu. Carne cruda, von Hand geschnitten, wäre die Alternative. Wer im «El Paradiso» an der Sonne sitzt und von Hans Jörg Zinggs «Service Angels» freundlich umsorgt wird, fühlt sich dem Himmel nahe. Also ist «Himmel & Hölle» nicht die schlechteste Bestellung: Leberwurst, eine verblüffende Blutwurst-Salami, gehackte Zwiebeln, Federkohl. Höllisch gut, auch wegen der Sauce, aber wohl eher fürs männliche Publikum gedacht. Mehrheitsfähiger ist der schönste Gang, den man zu zweit bestellen kann: ein saftiges Alpstein-Poulet mit Kräutern, von Bianchi auf den Berg geliefert.
Todschick geht auch: Der Toro-Tuna ist erstklassig, einen hübschen Salat mit Wakame und Salicornes gibt es dazu. Anja Zingg, Herrin über Haus und Keller, mag Foie-gras-Terrine und entkorkt dazu etwas überraschend einen Brännländer Iscider aus dem hohen Norden. Alba-Trüffel geht über alles: Rührei, pochiertes Ei, Tagliatelle, weisse Polenta. Typisch «El Paradiso»: Einen Trüffel-Self-Service gibt es auf besonderen Wunsch auch. Die Knolle kommt mitten auf den Tisch, die Gäste hobeln um die Wette; vor allem die meist ziemlich prominenten, wohlhabenden Mitglieder des «Mountain Clubs» (reservierte Tische, weiss aufgedeckt, Name in die Serviette eingestickt) entwickeln in dieser Disziplin einiges Talent.
Skifahrer mögen Fondue. Und Rösti. Beides gibt es im «El Paradiso» auch, beides natürlich mit dem ganz besonderen St.-Moritz-Kick: Den Alp-Greyerzer fürs Fondue liefert Uhren-Tycoon Jean-Claude Biver. Eine Gruyère-Schnitte kriegt man auch, nach einem Rezept des Aargauer Weltstars Daniel Humm (New York, London). Die Rösti wird in einer Mini-Portion angeboten, dafür mit Balik-Lachs und auf besonderen Wunsch auch mit 20 Gramm Oona-Kaviar. Die Neuheiten des Winters: Ein eleganter Dessertwagen wird über das Sonnendeck geschoben («Iles flottantes», Merängge), ein «Low Carb Menu» angeboten. Ein im Salzteig gebackener Sellerie mit veganer Mayo beispielsweise.
PS: Die «El Paradiso»-Sommerresidenz? «Lej da Staz»! Ein sympathisches «Restorant» in unberührter Natur. Tolles Kuchen-Buffet!