Text: Urs Heller I Fotos: Olivia Pulver
Luxushotel Nummer 37. Die Hoteleröffnung des Jahres! Mandarin Oriental Savoy steht am Zürcher Paradeplatz am Start. Die Erwartungen sind riesig: MO steht weltweit für Luxushotellerie aus der ersten Liga. 37 Hotels zählen zur noblen Gruppe. Zürich, Muskat und London-Mayfair kommen jetzt dazu, weitere Projekte sind in der Pipeline. In Zürich ist die Konkurrenz riesig: «The Dolder Grand», GaultMillaus «Hotel des Jahres 2024» oder das Traditionshaus «Baur au Lac» der Familie Kracht nehmen die Herausforderung gelassen an; beide haben in den letzten Monaten diskret und kräftig aufgerüstet. Mass aller MO-Dinge ist das «Mandarin Oriental» in Bangkok, vielleicht das beste Hotel der Welt. Was das rundum erneuerte Resort am Chao Phraya River seit 1876 (!) bietet, ist schlicht fantastisch. Grosses Bild oben: Zwei junge Chefs für das «Orsini»: Dario Moresco (l.), Gianmarco D’Alonzo.
Die Bangkok-Schule. MO Bangkok? Da kommen die Macher für Zürich her. Mark Bradford, in Fribourg aufgewachsen, führte für Mandarin Hotels in sechs Ländern und hatte den härtesten und besten Lehrmeister, den man sich vorstellen kann: Kurt Wachtweitl, 41 Jahre GM in Bangkok. «Mister Cöörd» ist noch heute Bradfords Mentor. Das spürt man. 160 Mitarbeiter kümmern sich um die Gäste in den nur noch 80 elegant eingerichteten Zimmern und Suiten (ab 1200 CHF). Eine «Presidential Suite» (200m2, Blick über den Paradeplatz) darf natürlich nicht fehlen. Service, Service, Service lautet das Credo. Auch Executive Chef Benjamin Halat stammt aus der Bangkok-Schule: Die letzten vier Jahre war er dort Assistent Executive Manager, führte 250 Köche und war beim Upgrading des Restaurant-Angebots an vorderster Front dabei.
Ristorante Orsini? Milano-Power! Kein Mandarin Oriental ohne Signature Restaurant und Chef aus der Sterne-Klasse. In Zürich sorgt das «Mandarin Oriental Milan» für Fine Dining-Power. Antonio Guida ist dort der Guru (zwei Sterne im «Seta»), und wie alle grossen Chefs ist er umzingelt von jungen, hochbegabten und gut trainierten jungen Köchen. Zwei schickt er nach Zürich: Dario Moresco und Souschef Gianmarco D’Alonzo. Chef de Cuisine Dario hat einen spannenden CV: Er hat bei Legenden wie Georges Blanc in Vonnas im Burgund und bei Heinz Beck in Rom gearbeitet und war auch Private Chef bei den Schönen und Reichen in Saint Tropez und in St. Moritz. Antonio Guida fährt regelmässig nach Zürich, aber stellt klar: «Die Ragazzi können das. Sie haben mein Vertrauen.» Die Vorgabe ist klar, auch wenn das keiner laut sagt: Punkte, Sterne, Zürichs bester Italiener. «Wir kommen auf leisen Sohlen», sagt Guida, «aber natürlich wollen wir die Zürcher Gäste begeistern.»
Auch mittags geöffnet. À la carte! Der Restaurant-Name aus Savoy-Zeiten ist geblieben, aber die Karte hat sich grundlegend verändert. Die alten «Orsini»-Klassiker wie Tris di Pasta oder Fegato alla Veneziana werden durch Kreationen aus der Fine Dining-Welt ersetzt: Ricci di mare (Seeigel) über den Spaghetti. Fasanen-Fleisch in den Ravioli del plin. Alba-Trüffel über die Gnocchi alla romana, «Pollo Ficatum» in zwei Services. Spigola (Wolfsbarsch), mediterran zubereitet. «Astice blu» (Hummer aus der Bretagne) mit Kürbis, Piemonteser Nüssen und Lauch. Sehr sympathisch: Das «Orsini» ist auch mittags geöffnet. Es gibt nicht nur ein «Menu Degustazione» (165 CHF), sondern auch ein breites à la carte-Angebot. Wie es sich für einen echten «Italiener» gehört.
«Plat du jour» für 38 Franken. Zürich liebte die «Brasserie Savoy» - und kriegt sie nach jahrelangem Umbau zurück, schöner und grösser. Executive Chef Benjamin Halat: «Wir servieren klassisch-französische Bistro-Küche, mit exzellenten Produkten und bewusst nicht zu vielen Komponenten im Teller.» Auch Klassiker dürfen nicht fehlen: «Emincé de veau Zurichoise» und «Escalope Viennoise» sind schon drauf auf der Karte, die Berner Zungenwurst wird folgen. Luxuriöser darf’s auch sein: Bretonischer Hummer, Filet Wellington, Enten von Jean-Claude Mieral. Schwellenangst muss nicht sein. Den «Plat du jour» gibt es unter der Woche für 38 CHF. Pastry Chef im Haus ist Andy Vorbusch. Im Sommer trifft man sich in der «1838 Rooftop-Bar». Fantastische Sicht, asiatischer Fingerfood, Champagner-Bar.